Cornelias Mittwochsbrief aus Kenia, 25. Juni 2025

Seit 2008 lebt unser Vöhringer Gemeindeglied Cornelia Letting (geborene Halle) auf der Station Tinderet im westlichen Hochland Kenias, die vom Missionswerk DIGUNA („Die Gute Nachricht für Afrika“) unterhalten wird. So haben Cornelias biblische Besinnungen einen besonderen Erfahrungshintergrund:

Mittwoch, 2. Juli 2025

„Der HERR ist hoch und sieht auf den Niedrigen und kennt den Stolzen von ferne.“ Psalm 138, 6

„Der HERR ist groß, und doch sorgt er für die Demütigen, von den Stolzen aber hält er sich fern.“ – so wird der Vers in der Version „Neues Leben“ übersetzt.

Gott sorgt für die Niedrigen und (Ge-)Demütig(t)en und hält sich von den „Reichen und Schönen“, den Stolzen, eher fern – wie ist das mit mir, mit uns?

Es stört mich ziemlich, dass Politiker und andere „Würdenträger“ hier in Kenia so hofiert werden. Wenn unser „Bundestags“abgeordneter oder gar der Bischof am Sonntag in die Kirche kommt, steht alles Kopf. Dann wird die erste Reihe geräumt, damit er da sitzen kann mit seinem Gefolge. Er wird vom Auto weg mit einem Begrüßungskommitee in die Kirche geleitet, darf immer ein Grußwort sagen, das oft ziemlich lang ist, und im Einzelfall wird sogar extra Mittagessen gekocht, nur für ihn und seine Leute.

Wenn unser Nachbar kommt, ein eher ärmlich gekleideter Mann, der seine geistigen Herausforderungen hat, kümmert das niemanden besonders. Er setzt sich einfach irgendwo hin und wird behandelt wie „jeder andere“.

Was macht einen „Würdenträger“ zu einem Würdenträger?
Bischöfe, Politiker und sonstige Leute in öffentlicher Funktion haben sicher ihre Berechtigung. Wir brauchen Leute, die Verantwortung übernehmen und andere (an)leiten. Und Gäste besonders willkommen zu heißen ist hier sowieso gang und gäbe, das gilt z.B. auch für den Chor aus einer anderen Gemeinde, oder eine Familie, die aus der Großstadt zu Besuch nach Hause kommt.

Vielleicht geht es gar nicht darum, die „wichtigen“ Leute weniger wichtig zu nehmen, sondern eher darum, die „Niedrigen“, die, die am Rande der Gesellschaft stehen, mehr zu beachten: dem obdachlosen Mann in der Ulmer Fußgängerzone ein Lächeln zu schenken, den Straßenjungs in Kisumu ein paar freundliche Worte zu sagen, die offensichtlich Fremde vor mir an der Kasse zu grüßen…mir fällt noch vieles ein, was getan werden könnte – und woran ich noch ziemlich üben muss.

Nehmen wir uns ein Beispiel an unserm Herrn und kümmern wir uns um die, um die sich sonst niemand kümmert.

Cornelia Letting

Himmlischer Vater, Du siehst ins Herz jedes Menschen und weißt, was darin vorgeht. Nicht alle Reichen sind stolz und arrogant, nicht alle Armen sind demütig und bescheiden. Hilf mir bitte, den Menschen um mich herum so zu begegnen, wie es in Deinen Augen richtig ist. Amen.

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Veröffentlicht in Region Iller-Roth, Tagesimpulse.