Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns jeden Tag einen neuen Impuls geben:
Mittwoch, 20. Mai
„Der Gerechte erkennt die Sache der Armen.“ Sprüche 29,7
Kern des biblischen Gerechtigkeitsverständnisses ist es, das Recht der Armen und Schwachen zu schützen. Denn Gott hat seinem Volk immer wieder in seiner Geschichte beigestanden. Und so soll es auch der Gerechte tun mit den Armen. Von der Fürsorglichkeit guter Hirten sollen die Herrscher lernen, was gutes Regieren bedeutet. Und Jesus spitzt noch zu: „Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.“ Mt 25,40
Auch Martin Luther hat sich intensiv mit dem Gerechtigkeitsbegriff auseinander gesetzt. Er hat mit seiner Rechtfertigungslehre klargestellt, dass allein Gottes Gnade uns gerecht macht. Sein Heiliger Geist hilft uns, die Sache der Armen zu erkennen und sich ihrer anzunehmen.
Das Thema von sozialer Gerechtigkeit und Armut betrifft uns zunehmend nach den Zerstörungen, die Corona in unserer Gesellschaft hinterlässt. Der Virus hat nicht nur Menschen krank gemacht oder getötet, sondern auch eine weltweite Wirtschaft infiziert. Es hinterlässt steigende Arbeitslosigkeit und Existenzverluste. Es gibt viel Menschen, die noch nicht wissen, wie es mit ihrem Leben, ihren Familien und ihrer Arbeit weiter gehen kann.
Und so haben wir in der „Sache der Armen“ noch viel zu erkennen. Manche Menschen hat Corona nicht nur in ihrer Existenz, sondern auch in ihrem Wert und ihrer Würde verletzt. Ihre Hilflosigkeit und zunehmende Unzufriedenheit äußert sich in deutlichen Hilferufen, in Wut und auch in Demonstrationen. Jeder Mensch hat ein Recht auf Auskommen und gelingendes Leben.
Egoismus und Gier hingegen ziehen ein Leben auf Kosten der Gemeinschaft nach sich. Wenn wir auf Dauer in rechter Weise miteinander auskommen wollen, dann brauchen wir die Aufmerksamkeit für die Sache der Armen unter uns. Denn wenn es ihnen gut geht, dann geht es uns allen gut.
Dazu gehört vor allem, eine Kultur des Genug zu entwickeln. Das ist eine große Vision und Aufgabe. Doch diese Pandemie ist auch unsere Chance, die Sache der Armen auf unserer Erde besser zu erkennen und ein neues, angemessenes Sozialverhalten einzuüben. Was recht ist, wird immer wieder schwer zu entscheiden sein. Wir können es aber wagen im Vertrauen auf Gott, bei dem die letzte Gerechtigkeit liegt.
Susanne Scharrer
Vater im Himmel, die Sache der Armen liegt dir am Herzen. Dazu braucht due Menschen, die dir vertrauen, auch mich. Sei barmherzig mit meiner Trägheit und Unzulänglichkeit. Und schenke mir Empfindsamkeit, die die Not des anderen erkennt und den Mut, für sie einzustehen. Amen.
Als heutige Bibellese ist 1. Timotheus 5, 3-16 vorgesehen.