Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns jeden Tag einen neuen Impuls geben:
Freitag, 5. Juni
Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott? Psalm 42,4
Es gibt diese Zeiten, in denen alles grau in grau ist. Der Himmel düster, die Landschaft verschwommen vom fallenden Regen. Es gibt diese Zeiten – und ich meine damit nicht das Wetter, aber, wenn Sie sich ein solches Wetter vorstellen, dann wissen Sie auch welchen inneren Zustand ich anspreche. Alles ist grau in grau – und dann kommt noch die Frage dazu: Wo ist jetzt mein Gott? Kümmert er sich nicht? Du bist doch Christ… Was hat es Dir gebracht? Und vielleicht frage ich mich das sogar selbst. Wo ist nun mein Gott?
Der Beter des Psalms ringt sich am Ende zu einer Antwort durch: Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.
Er ist noch nicht am Ziel, aber noch in den Tränen erinnert er sich: Am Ende werde ich Gott danken. Doch davor steht das „Harren“. Viele hebräische Worte kennen ein Bild, eine Tätigkeit, die mitschwingt. Beim Wort „harren“ ist es die Arbeit des Seilers: Eine Geduldsarbeit. Bis ein Tau fertig ist, müssen die Fäden immer wieder verdreht werden. Die Winde muss stundenlang monoton gedreht werden. Das ist Harren. Harren ist nicht spannend. Harren ist nicht abwechslungsreich. Harren ist kein Abenteuer. Harren ist Geduld. Aber am Ende zeigt sich Gott.
Pfarrerin Kathrin Bohe
Vater, wenn alles grau in grau in mir ist, dann hilf mir zu warten. Hilf mir auszuhalten, dass es ist, wie es ist. Und ich bitte dich, dass du mir die Erinnerung an einen guten Ausgang schenkst. Amen
Als heutige Bibellese ist 2. Timotheus 4,9-22 vorgesehen.
Lied: Regenbogen von Albert Frey – dieses Lied habe ich schon einmal vorgeschlagen, heute wieder: https://www.youtube.com/watch?v=L-im-SXY22o
Poetry Slam: Wo bist du? https://www.youtube.com/watch?v=uuo1SCLjolA