Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns jeden Tag einen neuen Impuls geben:
Donnerstag, 9. Juli
Weil wir nun solche Hoffnung haben, reden wir voller Freimut. (2. Korinther 3,12)
Es geht hier um Redefreiheit. Einer Redefreiheit, die im Namen Christi spricht, nicht im eigenen. Es ist eine Redefreiheit, die sich verpflichtet weiß, verantwortlich, Antwort sein will, auf das, was Christus für uns getan hat. Die darum freimütig redet, voller Hoffnung, Gehör zu finden.
Redefreiheit. Das ist ein hohes, kostbares Gut. Alle Demokratie wurzelt darin. Redefreiheit ist aber auch ein oft und gern missbrauchtes Gut. Wo es auf Kosten der Wahrheit, wo es anderen über den Mund fährt oder gar den Mund verbietet, wo es verletzt und verleumdet, wo es nur noch der Bestätigung meines Weltbildes dienen darf, statt in einen echten Dialog führt. In einen Diskurs, dessen Kennzeichen ist, das berechtigte Anliegen, die echte Not… auch in der Meinung des anderen hören und achten zu wollen. Weil es den anderen ernst nehmen und wertschätzen will mit seiner Meinung und zugleich zu sich und seiner Meinung stehen, aber hörbereit, innerlich frei und nicht festgelegt.
Redefreiheit ist kein Freibrief, sondern immer eingebettet in ein echtes Zuhören wollen, ein Dazulernen wollen. Freiheit ohne Dialog, ohne Wertschätzung auch für den anderen ist nicht frei genug.
Denn Freiheit ist ein Geschenk Gottes! „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“, so betont Paulus an anderer Stelle. Gottes befreiendes Handeln, für das die Geschichte Israels ein besonderes Beispiel darstellt, wird in Jesus Christus für jeden Menschen zugesprochen.
Freiheit bedeutet deshalb gerade nicht, dass ich tun kann, was ich will, sondern dass ich freiwillig, weil von Christus und seiner Art überzeugt, Verantwortung zeige in der Art und Weise meines Redens. Weil ich die Wurzeln kenne, die meine Freiheit tragen, damit sie gesunde Blüten treiben kann. Meine Freiheitswurzeln in Gott. Dass Gott jedem Menschen unverlierbare Würde gegeben hat. Dass jeder Mensch geschaffen wurde von ihm, um frei vor Gott und frei für die Menschen zu leben.
Hans-Joachim Scharrer
Gott, bewahre uns davor, anderen über den Mund zu fahren oder unsere Meinung aufzwingen zu wollen. Mache uns hörbereit, achtsam, lernfähig im Gespräch, damit sich darin deine Wertschätzung, deine Güte widerspiegelt. Amen.
Bibellese: 1. Könige 17 17-24