Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns jeden Tag einen neuen Impuls geben:
Dienstag, 17. November
„Um meines Namens willen halte ich meinen Zorn zurück, und um meines Ruhmes willen bezähme ich mich zu deinen Gunsten, dass ich dich nicht ausrotte.“ Jesaja 48, 9
Als ich den Vers zuerst gelesen hatte dachte ich: oh, das ist zu heftig, ich schau mal, was im Lehrtext steht.
Aber als ich ein bisschen nachdachte, stellte ich fest, dass mir sogar eine Menge zu diesem Vers, bzw. den „heftigen“ Stellen im Alten Testament einfällt.
Da wir aber heute vermutlich noch anderes zu tun haben, will ich nur einen der vielen Gedanken weitergeben:
Beim oberflächlichen Lesen im Alten Testament ist wirklich sehr viel von Gewalt und Zerstörung die Rede, Gott lässt ganze Völker vernichten und in allen möglichen Details wird von Gewalttaten an und zwischen Menschen berichtet. Man könnte sich fragen, ob man wirklich an so einen zornigen Gott glauben und ihm folgen will.
Er droht Israel in allen schillernden Farben wer weiß was an, wenn sie ihm nicht gehorchen, Israel kommt aber immer nur kurz zur Besinnung, wenn es dem Volk schlecht geht. Danach machen sie fröhlich weiter mit allem, was schlimm und falsch in Gottes Augen ist.
Schaut man genauer hin, kann man erkennen, dass Gott keinesweg willkürlich handelt und nicht aus Gefallen an Zerstörung und Gewalt.
Vor allem in den prophetischen Büchern von gibt es bei aller Androhung von Strafe und Untergang in spätestens jedem zweiten Kapitel einen kleinen Satz wie: „Für die Gottesfürchtigen aber wird alles gut werden, denn sie werden die Früchte ihres Handelns genießen.“ (Jes. 3, 10)
Oder: „Er schenkt ein Dach über allem, was herrlich ist, und stellt eine Hütte als Schattenspender in der Hitze des Tages und als Zuflucht vor Unwetter und Regen bereit.“ (Jes. 4,5b-6)
Gott liebt die Menschen und er kann es nicht ertragen, wenn sie sich selber oder andere ins Unglück stürzen, indem sie nicht nach seinem Willen, dem besten Weg für jeden, leben.
Er steht auf der Seite der Schwachen und Unterdrückten und kämpft für sie, und manchmal geht das nicht ohne Zerstörung, weil nunmal das Böse noch in der Welt ist und nicht kampflos aufgibt.
Er möchte, dass Israel glücklich ist, das geht aber nur, wenn sie nach seinem Willen leben. So droht er ihnen alles Mögliche an, zur Abschreckung und als Warnung, weil er nicht will, dass sie mitsamt ihren grausligen Taten untergehen.
Wir leben in Zeiten des Neuen Testaments. Jesus ist für uns gestorben und auferstanden, er hat alle Schuld der Welt getilgt.
Aber auch heute gibt es noch jede Menge Unrecht, Gewalt und Grausamkeit.
Und weil Gott die Menschen liebt, wird er nicht tatenlos zusehen, wie sie sich selber und andere zerstören.
Vielleicht sieht es manchmal danach aus, vielleicht handelt Gott nicht so, wie wir es uns vorstellen, aber ich denke, wir können ihm vertrauen, dass er am Ende „alle ihre Tränen abwischen“ wird, dass es „keinen Tod und keine Trauer und kein Weinen und keinen Schmerz mehr geben“ wird (Offenbarung 21,4).
Cornelia Letting
Allmächtiger Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde, du liebst jeden einzelnen Menschen und hast sogar Deinen einzigen Sohn geopfert, dass wir nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben bei Dir haben können. Dafür danken wir Dir und beten, dass Du uns hilfst, gegen Bosheit, Grausamkeit und Gewalt aufzustehen und mit Deiner Liebe für die einzustehen, die sich nicht selber helfen können und allem Bösen ausgeliefert scheinen. Du lässt niemanden im Stich und wir beten, dass Dein Licht immer mehr scheint in dieser noch so dunklen Welt. Amen
Als heutige Bibellese ist Klagelieder 3,1-33 vorgesehen.