Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns jeden Tag einen neuen Impuls geben:
Donnerstag, 11. März
„Du sollst den Fremden lieben wie dich selbst.“ (3. Mose 19, 34)
Gott verlangt schon gehörig viel von uns. Er fordert mich auf meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst. Da kann ich noch versuchen, mich mit der rhetorische Frage herauszureden:
„Wer ist denn mein Nächster?“
Diese Frage hat auch jener Schriftgelehrte gestellt, der Jesus in ein Streitgespräch verwickeln wollte. Er versuchte sich mit dieser Frage aus der Verantwortung zu ziehen. Nach dem Motto: „Wenn ich nicht weiß wer mein Nächster ist, dann hab ich kein Gegenüber für meine Liebe.“ Und Jesus hat ihm mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter gekontert. Der Verwundete, der unter die Räuber gefallen war und dem der Samariter geholfen hatte, der wurde ihm zum Nächsten. Obwohl er ihm fremd war.
Nun wird Gott in unserem heutigen Losungstext ganz konkret und legt noch eins drauf. Auch den Fremden soll ich lieben wie mich selbst.
Nicht nur, wenn er unter die Räuber gefallen ist?
Auch dann, wenn er unsere demokratische Grundordnung ablehnt?
Gott macht da keine Ausnahme. Er grenzt niemanden aus. Er kennt keine Fremdenfeindlichkeit.
Gott kennt niemanden, der seiner und deiner Liebe nicht wert wäre. Selbst deine Feinde nicht. Meinen Nächsten, den Fremden oder meinen größten Feind lieben, das heißt ja nicht, dass ich mit ihm einer Meinung bin. Dass ich alles was er tut für gut halte. Dass ich alles was er äußert bejahe.
Gott lässt das Gebot nicht einfach so stehen. In Jesus gibt er uns ein Vorbild, an dem wir uns orientieren sollen. Jesus hat es uns vorgelebt. Selbst am Kreuz bat er den Vater in Himmel um Vergebung für seine Peiniger. Für diejenigen, die ihn ans Kreuz schlugen. Wir sollen uns am Denken, Reden und Handeln Jesu ein Beispiel nehmen, dem gilt es nachzueifern.
„Unmöglich“, wirst Du jetzt sagen. Stimmt. Aus menschlicher Sicht sind wir dazu nicht in der Lage.
Können wir dann diese Aufforderung, den Fremden zu lieben wie mich selbst, ad acta legen?
Als unerfüllbar abhaken?
Mit Sicherheit nicht. Es bleibt Gottes Wille. Aber er lässt dich nicht im Regen stehen. Er sagt nicht: „Dein Problem. Schau, wie Du damit zurecht kommst.“ Sondern er lässt dich seine Liebe erfahren. Aus dieser Liebe heraus kannst Du deinen Nächsten, den Fremden und sogar deinen Feind lieben. Nicht aus eigener Kraft, sondern durch seinen Heiligen Geist. Der dich verändert und dich befähigt zur Liebe.
Durch diese Liebe können wir ein Stück weit die Welt verändern.
Helmut Haas
Vater im Himmel, du hast mich zuerst geliebt. Du hast mich so angenommen, wie ich bin. Du forderst mich auf, ebenso mit meinem Nächsten, dem Fremden und mit meinen Feinden umzugehen. Gib mir die Kraft dazu, dass ich am heutigen Tag meinen Mitmenschen in Liebe begegnen kann. Durch deinen Heiligen Geist. Amen
Als heutige Bibellese ist Lukas 20, 9 – 19 vorgesehen.