Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns jeden Tag einen neuen Impuls geben:
Dienstag, 18. Mai
„Und es geschah, als Jesus mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach’s und gab’s ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn.“ Lukas 24, 30 – 31
„Aber sie wussten nicht, wer er war, …“ (V. 16) – ernsthaft?!
Nach so langer Zeit mit Jesus, nachdem sie alles mögliche mit ihm erlebt hatten, wussten sie nicht, wer er war, erkannten ihren Herrn und Meister nicht??
Ich muss leider sagen, ich kann das nachvollziehen.
Jesus war gestorben, sie waren noch voll Trauer, und versuchten vermutlich zu verstehen, was da passiert war. Dass Jesus plötzlich bei ihnen auftauchen würde, passte überhaupt nicht in ihre Gedankengänge.
Manchmal geht es mir ähnlich, wenn ich jemanden an einem Ort treffe, wo er oder sie „nicht hingehört“. Dann bin ich so aus dem Konzept gebracht, dass ich nicht weiß, wer das nun gerade ist, obwohl ich die Leute normalerweise gut kenne.
Und Jesus? Er sagt nicht: „Hey, ich bin’s, erkennt ihr mich denn nicht?“ …oder so was in der Art. Warum wohl?
Nun, vielleicht deshalb, weil die zwei Jünger ihm gar nicht erst geglaubt hätten. Oder vielleicht, weil sie ihm sonst vor lauter Begeisterung nicht mehr zugehört hätten, als er ihnen die ganze Geschichte von A – Z erklärte. Und das war wichtig! Jesus wollte wohl, dass sie verstehen, was und warum es passiert war, vielleicht, damit sie es später auch anderen erklären konnten.
Und dann, beim Abendessen, tat er etwas, das die Jünger sicher oft mit ihm erlebt hatten: er brach das Brot, dankte und gab’s ihnen. Dieses bekannte Ritual zündete den Funken und sie erkannten Jesus, ihren Herrn, wieder.
Was können wir lernen aus dieser Geschichte, für uns heute?
Erstens ist es gut, wenn wir unsere Gedanken offen halten, flexibel bleiben. Gott taucht öfter mal an Orten auf, an denen wir ihn am wenigsten erwarten. Dann wär’s doch schön, wenn wir ihn auch dort erkennen und mit seinem Handeln rechnen.
Und zweitens können wir manche Rituale und Traditionen, die wir aus der Bibel haben, wieder neu zu schätzen lernen, wie Abendmahl, Taufe usw.
Als bloße Zeremonien sind sie nichts wert, aber wenn sie uns an Jesus erinnern, oder an das, was er uns aufgetragen hat, dann kann uns das immer näher zu ihm hinbringen und uns helfen, seine Gegenwart bewusster wahrzunehmen.
„Denn jedes Mal, wenn ihr dieses Brot esst und aus diesem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er wiederkommt.“ (1. Korinther 11, 26)
Cornelia Letting
Herr Jesus, Du zwingst uns nicht zu stumpfem Gehorsam sondern möchtest, dass wir verstehen, was Du getan hast und warum das wichtig ist für unser Leben.
Dafür danken wir Dir und bitten Dich, dass Du uns hilfst, unsere christlichen Traditionen nicht um ihrer selbst willen auszuüben, sondern um auf Dich hinzuweisen und Dir näher zu kommen. Amen
Als heutige Bibellese ist Apg 1,15-26 vorgesehen.