Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns jeden Tag einen neuen Impuls geben:
Dienstag, 25. Mai
„Es begab sich, dass Jesus an einem Ort war und betete. Als er aufgehört hatte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten.“ Lukas 11, 1
Es ist ganz schön schwierig, in aller Kürze etwas allgemein gültiges über das Beten zu schreiben. Beten ist sehr persönlich, oder? Wenn wir beten, tun wir das auf sehr unterschiedliche Art und Weise: leise oder laut, in Gruppen oder allein, mit Texten, die jemand geschrieben hat, oder frei „von der Leber weg“. Wer wollte festlegen, was dabei richtig und was falsch ist? Gibt es überhaupt richtig und falsch beim Beten?
Die Jünger wollten von Jesus gerne wissen, wie sie richtig beten können. Dabei müssen sie von ihrem Hintergrund her gewusst haben, wie das funktioniert. Aber vielleicht hatten sie an der Art, wie Jesus mit seinem Vater sprach etwas gesehen, das sie faszinierte, das weiter – oder tiefer – ging, als ihre rituellen jüdischen Gebete.
Jesus gab ihnen ein paar Ideen, unter anderem das, was wir heute das „Vater Unser“ nennen (V. 2 – 4). Auch die Verse mit „Bitten und Bekommen, Suchen und Finden, Klopfen und Öffnen“ finden sich dort (V. 9 – 10). Und die Geschichte von dem Freund, der schon deshalb bekommt, um was er bittet, weil er penetrant genug ist (V. 5 – 8).
Ich denke nicht, dass diese Erklärungen Ausschließlichkeitscharakter hatten. Vielmehr glaube ich, dass Jesus den Jüngern helfen wollte, ihren Horizont zu erweitern, offener, persönlicher und freier zu werden in ihrem Reden mit dem Vater.
Und vielleicht ist es das, was dabei wichtig ist: dass wir frei sind, mit unserem Gott und Vater im Himmel zu sprechen. Dass es ein persönliches Gespräch ist und dass es keine Grenzen gibt für das, was ich ihm sagen darf, weil ihm nichts zu unwichtig ist.
Ob wir also mit Texten von anderen oder in unseren eigenen Worten beten, zusammen oder alleine, ob wir es mit Liedern tun oder im Stillen: nehmen wir es persönlich, suchen wir die Verbindung zu Gott – und vertrauen wir darauf, dass er uns hört und nach seinem Willen antworten wird.
Und wenn’s doch manchmal schwer fällt und wir unsicher sind, hilft Römer 8, 26 eventuell weiter: „Der heilige Geist hilft uns in unserer Schwäche. Denn wir wissen ja nicht einmal, worum oder wie wir beten sollen. Doch der Heilige Geist betet für uns mit einem Seufzen, das sich nicht in Worte fassen lässt.“ (Neues Leben)
Cornelia Letting
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen
Als heutige Bibellese ist Apg 3,1-10 vorgesehen.