Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns jeden Tag einen neuen Impuls geben:
Dienstag, 29. Juni
„Die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten murrten und sprachen zu seinen Jüngern: Warum esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern? Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.“ Lukas 5, 30 – 31
Wie gerne teilen wir die Welt um uns herum in Kategorien ein und trennen dabei sehr genau zwischen „wir“ und „die“: unser Dorf und die vom Nachbardorf; unser Sportclub und die vom SV; unsere Gemeinde und die von den Baptisten / Pfingstlern / Katholiken / Protestanten …;
Auch die Pharisäer damals haben sauber getrennt – zwischen sich als denen, die die Regeln befolgen und den „Sündern“, also denen, die sich nicht an die Gebote halten, nicht ins Schema passen.
Und Jesus? Er ist vermutlich der einzige Mensch gewesen, der es geschafft hat, überhaupt nicht in „Schubladen“ zu denken, der Menschen niemals nach „wir“ und „die“ eingeteilt hat.
Denken wir an die vielen Geschichten, in denen er auf Menschen zugeht, die andere immer sorgfältig ausgrenzen, und wie er sie selbstverständlich in „seine“ Welt mit einbezieht: die Frau am Jakobsbrunnen (Johannes 4, 1 – 42), Zachäus (Lukas 19, 2 – 9), Matthäus aus unserer Stelle heute (s.o.) und viele andere.
Allen diesen Begebenheiten ist eines gemeinsam: Jesus erwartet nie, dass diese Sünder erst ihr Leben in Ordnung bringen müssen, bevor er sich mit ihnen einlässt.
Im Gegenteil: er spricht mit ihnen, hat mit ihnen Gemeinschaft, und dann kommt ein Zachäus von ganz alleine drauf, dass er etwas verändern will in seinem Leben. Der Frau am Brunnen hilft Jesus vorsichtig auf die Sprünge, aber auch da hatte er sie erst um Wasser gebeten und somit Kontakt aufgenommen und ihr Zugewandtheit signalisiert. Und dann sprudelt sie über vor Begeisterung und bringt gleich ihr ganzes Dorf zu Jesus, Menschen, die sie bisher immer verachtet und ausgeschlossen hatten.
Wie reden wir mit Menschen über den Glauben? Reden wir überhaupt mit solchen, die wir als „Sünder“ betrachten? Und wenn ja, geben wir ihnen das Gefühl, bei Jesus willkommen zu sein, oder ist unterschwellig immer die Erwartung da, doch erst ihre Sünden zu bekennen und ihr Leben zu ändern?
„Du kannst einen Fisch nicht sauber machen, bevor du ihn gefangen hast.“
Dieser Satz geht mir sehr oft durch den Kopf, vor allem auch, wenn wir hier auf Evangelisation sind. Wie oft liegt die Betonung dabei auf Sündenbekenntnis als erstem Schritt zur Erlösung, und nicht auf der bedingungslosen Einladung Jesu…
Jesus hat Sünde nicht gutgeheißen oder ignoriert. Aber er hat Menschen erst angenommen wie sie waren, und dann haben sie sich mit seiner Hilfe verändert.
Das tut er auch heute noch und das ist gut so, denn sind wir nicht alle ein bisschen „chronisch krank“?
Nur mit Jesu Hilfe und durch den Heiligen Geist wurden und werden wir verändert und können wir irgendwann ganz gesund werden.
Cornelia Letting
Jesus, danke für Deine bedingungslose Liebe, dafür, dass Du mich annimmst so wie ich bin. Danke auch, dass Du mich nicht einfach so lässt, sondern mir durch den Heiligen Geist hilfst, immer mehr zu werden, wie Du mich haben willst. Hilf mir bitte, dass auch ich lerne, andere Menschen so anzunehmen, wie sie sind und das Heilen und Verändern dann Dir zu überlassen. Amen
Als heutige Bibellese ist Apg 14,1-20a vorgesehen.