Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns jeden Tag einen neuen Impuls geben:
Sonntag, 21. November
Einen jeglichen dünkt sein Weg recht; aber der HERR prüft die Herzen. Sprüche 21,2
Über Selbstgerechtigkeit schreibt Martin Walser: „Ich habe mein Leben als Schriftsteller auch im Reizklima des Rechthaben-müssens verbracht. Jeder kann heute selber beurteilen, ob ihm (in seinem Leben) Recht oder Unrecht geschehe. Egal, ob einem Recht oder Unrecht geschieht, er fühlt sich im Recht. Dass er sagen kann, ihm geschehe Unrecht, zeigt ja, dass er sich im Recht fühlt. Je mehr dir Unrecht geschieht, desto mehr fühlst du dich im Recht.“
Der Mensch geht (immer) von sich selber aus heißt es sprichwörtlich. Wie wahr, aber wortwörtlich nicht zutreffend. Der Mensch geht nicht von sich aus auf andere Sichtweisen zu, sondern will mit seiner Meinung lieber bei sich bleiben: Die eigene Sicht der Dinge, die eigene Entscheidung, das eigene Urteil – ich möchte sie mir nicht nehmen lassen. Ich bleibe also dabei, weil ich Recht behalten will.
„Ich habe mich geirrt“ – ein Satz, der viel zu selten zu hören ist. Ja, ein solches Eingeständnis stellt mich vor anderen in Frage. Wenn ich nicht Recht behalte, wie stehe ich dann mit meinem Irrtum da? Wichtiger als mein Ansehen ist mir Gottes Urteil: „Der Herr prüft die Herzen.“ Nicht dass er hinter misslungenen Absichten und verfehlten Ansichten doch noch das Gute in mir erkennen wird, ist meine Hoffnung. Sondern dass sein kritisches Urteil mich als Sünder leben lässt, ist mein Gottvertrauen. In Jesus Christus finde ich Gottes „Ja“ zu mir. Ich habe nicht Recht – Gott wird mir gerecht.
Jochen Teuffel
Gott, unser Vater, In Deinem Sohn hast Du unsere Lebenszeit eingeholt. Deinem Gedächtnis geht keiner unserer Tage verloren. Erhalte uns in dieser Zuversicht, bis Christus kommt und mit den Seinen das himmlische Festmahl feiert, der mit dir in der Einheit des Heiligen Geistes lebt und gepriesen wird von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Als heutige Bibellese ist Psalm 4 vorgesehen.
Zum Abschluss Jochen Kleppers Lied „Sieh nicht an, was du selber bist“ zum Anhören.