Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns jeden Tag einen neuen Impuls geben:
Dienstag, 18. Januar
„Die Schafe folgen dem Hirten nach; denn sie kennen seine Stimme.“ Johannes 10, 4
Morgens so gegen acht Uhr hört man bei uns auf der Station oft ein fröhliches Pfeifen und schweres Hufgetrappel – der Hirte bringt die Kühe auf die Weide. Er geht gemächlich hinter ihnen her und treibt sie auch mal an, wenn sie lieber an den Blumenhecken am Weg rumknabbern wollen.
Ganz anders um halb zehn: da rennt der Ziegenhirte hinter seinen Tieren den Berg runter, sie scheinen genau zu wissen, wo es hingeht, und er muss sich beeilen, dass sie ihm nicht davon laufen.
Das Bild vom Hirten und seinen Schafen, das Jesus beschreibt, ist hier im Hochland Kenyas sehr geläufig. Da muss man nicht viel erklären, die Leute wissen um was es geht.
Auch in Europa freuen wir uns immer noch an diesem Gleichnis, oder? Es hat was gemütliches, beruhigendes, sicheres. Der Hirte ruft die Schafe, sie laufen ihm hinterher, und er bringt sie auf die grüne Weide und zum frischen Wasser. Er beschützt sie in Gefahr und hilft ihnen, wenn sie verletzt sind.
Allerdings frage ich mich, ob wir das in unserem echten Leben auch so wollen…
Wer will denn noch wirklich ein Schaf sein?? Wem ist es genug, hinter dem Hirten herzugehen und sich darauf zu verlassen, dass er uns an die richtigen Stellen führt? Rennen wir nicht lieber vor dem Hirten her, wie die Ziegen, und zeigen ihm, wo wir gerne hin möchten?
Auf wessen Stimme hören wir tatsächlich, wenn es brenzlig wird oder um wichtige Entscheidungen geht? Internet, Social Media, Lebensberater aller Arten?
Denken wir nicht oft, wir könnten allen Gefahren alleine trotzen, mit allem ganz gut fertig werden?
Aber wie oft stehen wir dann vor einem Abgrund und können weder vor noch zurück? Wie oft landen wir in der „Wüste“, kein Gras in Sicht, geschweige denn Wasser? Und sind wir nicht müde davon, alle Kämpfe immer allein austragen zu müssen?
Das Bild vom Guten Hirten und seinen Schafen ist nicht nur für romantische Schwärmer und Träumer gedacht. Jesus ist heute hier, mitten im 21. Jahrhundert, und macht uns noch das gleiche Angebot: wir können seine Stimme hören und ihm folgen, weil er weiß, wo der beste Weg ist. Wir können Entscheidungen mit ihm besprechen, weil wir dann bestimmt die richtigen treffen. Er wird uns beistehen in den Kämpfen, die das Leben so mit sich bringt und uns gegen alles Böse verteidigen.
Und wenn es soweit ist, wird er uns auf die grünste Weide führen, die wir uns nicht mal vorstellen können.
Cornelia Letting
Jesus, Du bietest mir an, mein Hirte zu sein und mich durchs Leben zu führen. Leider bin ich oft ein dummes Schaf und will lieber selber schauen, wie ich zurecht komme. Vielen Dank, dass Du mich trotzdem immer wieder rufst und dass Du mir hilfst, wenn’s Probleme gibt, auch wenn ich eigentlich dachte, allein klar zu kommen. Danke, dass ich Deine Stimme kennen darf und dass sie auch durch allen Lärm und alles Getöse zu mir durchdringt, wenn ich genau hinhöre. Amen
Als heutige Bibellese ist Josua 4,1-5,1 vorgesehen.