Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns jeden Tag einen neuen Impuls geben:
Freitag, 12. Februar
Ein jeder prüfe sein eigenes Werk. Gal. 6,4
Ich bin mir nicht sicher, ob prüfen in unserer Zeit eigentlich einen positiven Beigeschmack hat. Wer denkt schon gerne an seine Prüfungen zurück? Wenn ich mit Kolleginnen und Kollegen auf unsere Prüfungen zu sprechen komme, hat jeder hochemotionale Geschichten beizutragen – und viele davon haben einen Beigeschmack von Frust. Prüfen, das heißt so oft: Angeschaut und für irgendwie nicht ganz ausreichend befunden. Wo bleibt die Wertschätzung? Wo bleibt die Rückmeldung: Das hast Du gut gemacht?
Wie gehen wir mit unseren eigenen Werken um? Was sind innere Sätze, die Sie begleiten? Solche wie: „Das hättest Du besser machen können“ oder „Typisch, wieder nicht geschafft“? Oder eher: „hey, gelungen – zumindest im Großen und Ganzen“ oder „Geschafft!“?
Paulus fordert uns auf, unser eigenes Werk – ich übersetze mit „unser Tun“ – zu überprüfen. Bevor wir das aber tun, sind wir gut beraten, den Abschnitt im Ganzen zu lesen (Gal 6, 1 – 5). In diesen Versen geht es darum, wie wir mit Geschwistern umgehen, die einen Fehler gemacht haben. Wir sollen barmherzig mit ihnen umgehen, ihnen sanftmütig zurechthelfen und immer daran denken, wie leicht wir selber auch fehlen können. Die Lasten des anderen sollen wir mittragen, weil das Christus entspricht und ja nicht denken, wir wären besser. Bevor wir meinen, dass wir etwas seien, sollen wir unser eigenes Werk prüfen.
Wie wäre das, wenn wir in unseren Gemeinschaften in aller Freundlichkeit einander aufhelfen würden, wenn einer gefehlt hat. Ihm „zurechthelfen“ ohne uns zu überheben, ganz an der Seite des anderen, unabhängig davon, wie über uns gedacht wird? Ich wäre über die Wirkung gespannt….
Pfarrerin Kathrin Bohe
Lieber himmlischer Vater, Du siehst uns mit liebenden Augen an. Bitte gib, dass wir uns selbst und unsere Nächsten mit deinen Augen betrachten. Wir bitten Dich um Deinen Geist der Liebe und der Wahrheit, dass er unsere Gemeinschaften prägt. Amen.
Ökumenische Bibellese: Lukas 9, 18 – 27
Lied: Herz und Herz vereint zusammen https://www.youtube.com/watch?v=NnRhGW5nKfc