Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns jeden Tag einen neuen Impuls geben:
Freitag, 22. Januar
Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen. Philipper 2,13
An diesen Gottesdienst erinnere ich mich bis heute lebhaft, obwohl er schon mehr als 30 Jahre zurückliegt: Der Pfarrer stieg mit folgendem Satz in die Predigt ein: „Wer weiß, wo das steht“, so fragte er: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.“ „2. Pharisäer 3,16“ antwortete eine junge Frau spontan in die leise und verzweifelt nachdenkende Gemeinde. „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen“ steht gar nicht in der Bibel, sondern ist ein Zitat aus Goethes Faust und es geht darum, dass Faust erlöst werden konnte, weil er sich bemüht hat.
Das biblische Zeugnis sagt etwas anderes: Gott wirkt in euch beides, das Wollen und das Vollbringen. Selbst der Wille des Menschen, selbst, dass der Mensch wollen kann, bedarf der Erlösung. Der Wille des Menschen bedarf der Befreiung, weil er sonst nicht das Gute will und nicht Gott suchen will, sondern nur Selbstsüchtiges und Nichtiges.
Das klingt ernüchternd, ist aber im Grunde die Chance schlechthin: Wir sind mit unserem ganzen Sein, mit unserem Wollen und mit unserem Tun auf Gott angewiesen, und eben nicht auf uns selbst. Es muss nichts Gutes in uns sein, nicht einmal das Wollen, damit Gott in uns wirkt. Er fängt mit uns ganz unten an. Er holt uns vom Nicht Wollen zum Wollen, vom Nicht Tun ins Tun. Dank sei Gott, der alles in uns wirkt.
Pfarrerin Kathrin Bohe
Vater, wir sind mit unserem ganzen Leben und Sein auf Dich und Deine Gnade angewiesen. Es tut so gut, wenn wir ganz in Deine Hand fallen und Du in uns beginnst zu wirken. Amen.
Ökumenische Bibellese: Lukas 6, 12 – 16
Lied: You say von Lauren Daigle https://www.youtube.com/watch?v=sIaT8Jl2zpI