Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns jeden Tag einen neuen Impuls geben:
Donnerstag, 28. Mai
Der Gelähmte antwortete Jesus: Herr, ich habe keinen, der mich in den Teich Bethesda bringt, wenn das Wasser sich bewegt. Wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!. (Johannes 5 7-8)
Bethesda bedeutet Haus der Barmherzigkeit. Ein Ort, an dem Menschen Heilung erhoffen. Einer liegt hier schon ewig. Auf den geht Jesus zu. Mit ganzer Aufmerksamkeit. Doch was für eine Frage: Willst du gesund werden? Ist doch klar, oder? Oder doch nicht? Jesus fragt bewusst. Er weiß. Keine Heilung, ohne dass der Kranke es will. Ohne dass er selbst dazu beiträgt. Seine Antwort war fast zu erwarten: Selbstmitleid. Und doch: er erklärt sich. Seit 38 J krank. Und keiner hilft. Immer bin ich zu langsam. Die anderen gehen vor. Er ist gefangen in seinem Weltbild:, es hat keinen Sinn. Niemand hilft mir. Niemand kann mir helfen. Bin zu langsam.
Immer wieder verlaufen Gespräche so: Der eine hört zu, hört wirklich hin, aber der andere dreht sich um sich und sein schon festgelegtes Selbst- und Weltbild. So war es bisher, so wird es wieder sein. Selbsterfüllende Prophezeiung, nennt man das. Ein Gefängnis mit von innen verschlossener Tür. Jesus kann eigentlich auch nur enttäuschen, Und enttäuscht auch. Muss sogar ent-täuschen. Denn Jesus erkennt die Lähmung hinter der Lähmung. Jesus erkennt, was dieser Mensch wirklich braucht. Er muss aufhören, sich selbst leid zu tun. Seine Möglichkeiten wieder entdecken, Augen bekommen für helfende Hilfe und sie auch annehmen.
Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! , sagt Jesus. Verrückt. 38 Jahre Lebenserfahrung sprechen doch dagegen. Aber: will er gesund werden, muss er sein Handeln ver-rücken, seine Sicht ändern, sein Leben neu aufstellen.Wie geht das Gespräch aus? Meistens leider mit gegenseitiger Frustration. Dieser aber lässt sich auf das Wort Jesu ein. Nimmt es an. Glaubt ihm. Und macht es uns vor, dass es geht – mit Jesus Hilfe. Er lässt seine Fixierung los. Wagt auf Jesu Wort hin den ersten Schritt. Der Heilungsprozess kann endlich beginnen.
Und dann wird also alles gut? Nein, dann beginnen erst die Auseinandersetzungen. Prompt gerät er mit den Autoritäten in Konflikt. Er muss sich seine Eigenständigkeit mühsam im Alltag bewähren..
Gut, dass Jesus nachfragt. Ihn bestärkt. Die eigene Kraft allein hätte nicht gereicht. Er muss lernen, sich nicht leiten zu lassen von dem, was bisher war oder was man tut… Sondern an sich zu glauben. Dass er aufstehen kann. Auf die Beine kommen, weil er dem glaubt, der an ihn glaubt, auf seiner Seite ist, Jesus Christus.
Hans-Joachim Scharrer
Jesus Christus, ich staune über dein Feingefühl, dein Blick hinter die Dinge, deinen Mut, bis ins Herz zu schauen und dein konsequentes handeln, was wirklich Notwendig ist. Sei du auch der Heiland meines Lebens und überwinde, was lähmen will. Und lass mich lernen von dir im Umgang mit anderen Menschen. Amen.
Als heutige Bibellese ist 2. Timotheus 1, 13 – 18 vorgesehen.