Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns einen neuen Impuls geben:
Freitag, 14. April
„Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst?“ (Römer 9, 20)
Wenn der Wein vom neuen Jahrgang ausgezeichnet geworden ist, dann handelt es sich um ein eigenes Gewächs. Sollte er aber nicht so ganz gelungen sein, dann hat Gott die Trauben so wachsen lassen. So behaupten es zumindest oft die Winzer. Aber nicht nur die argumentieren so.
Wenn etwas in unserem Leben schief läuft, dann suchen wir einen Schuldigen. Einer muss den Kopf hinhalten – auch wenn es ein sogenanntes „Bauernopfer“ ist. Notfalls beklagen wir uns darüber, dass Gott so etwas zulassen kann.
Wenn dagegen alles gut läuft, dann hatten wir entweder Glück oder wir klopfen uns auf die eigene Schulter – toll gemacht. Denn Erfolg, den wollen wir selbst genießen, den Misserfolg weniger.
Von daher stehen wir in der Gefahr, mit Gott rechten zu wollen, wenn etwas nicht so läuft wie wir uns das vorstellen. Aber auch dann, wenn wir meinen, dass Gott uns nicht mit den richtigen Gaben und Fähigkeiten ausgerüstet hat, uns irgendwo benachteiligt zu haben scheint. Und wir fragen:
Warum kann der Andere das besser als ich?
Ist das nicht ungerecht?
Aber aus welcher Position heraus machen wir Gott Vorwürfe?
Im nachfolgenden Vers führt Paulus den Vergleich mit dem Töpfer und seinem Ton an:
„Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: »Warum machst du mich so?« Hat nicht ein Töpfer Macht über den Ton, aus demselben Klumpen ein Gefäß zu ehrenvollem und ein anderes zu nicht ehrenvollem Gebrauch zu machen?“ (Römer 9, 20 – 21)
Wenn wir vor modernen Kunstwerken stehen, dann fragen wir uns manchmal: »Was hat der Künstler sich denn dabei eigentlich gedacht?« und finden keine Antwort. Das Kunstwerk selbst noch viel weniger. Es kann sich auch nicht vom Künstler distanzieren und behaupten, dass es mit ihm nichts zu tun habe. Es kann ihm auch nicht vorwerfen, dass er es so und nicht anders geschaffen hat. Es kann ihn auch nicht einfach für tot erklären.
Nun sind auch wir Kunstwerke, geschaffen von Gottes Hand.
Und trotzdem distanzieren sich Menschen von Gott, wollen mit ihm nichts zu tun haben, klagen ihn an oder erklären ihn für tot.
Haben wir das Recht dazu?
Sollten wir nicht eher dankbar sein, dass er uns das Leben geschenkt hat?
Dafür, dass er uns Gaben und Fähigkeiten mit auf den Weg gegeben hat, für die wir keinen Finger krumm gemacht haben – einfach so?
Sollten wir dann diese Gaben und Fähigkeiten nicht in seinem Sinne gebrauchen und einsetzen – nicht zu unserem Vorteil, sondern ihm zu Ehren?
Lassen wir uns doch von ihm formen, wie der Ton durch den Töpfer – ihm zu Ehren.
Helmut Haas
Vater im Himmel, danke, dass mir das Leben geschenkt hast. Danke auch für alle Gaben und Fähigkeiten, die du in mich hineingelegt hast. Ich möchte nicht mit dir rechten, sondern dir zur Ehre leben. Hilf du mir dabei.
Amen