Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns einen neuen Impuls geben:
Mittwoch, 23. Oktober
„Verwirf mich nicht in meinem Alter, verlass mich nicht, wenn ich schwach werde.“ Psalm 71, 9
Wenn man den ganzen Psalm liest, kommt man sich ein bisschen wie bei einer Achterbahnfahrt vor. Der Schreiber schwenkt von „Herr, … lass mich nicht zugrunde gehen“ über „Du bist mein Fels und meine Burg“, zu „Herr, du allein bist meine Hoffnung, dir habe ich vertraut, HERR, von meiner Jugend an“ und „Deshalb lobe ich dich allezeit!“ wieder zu unserer Losung oben und „Denn meine Feinde verbünden sich gegen mich, und die mich töten wollen, haben sich gegen mich verschworen.“ (V. 1 – 10 in Auszügen, Neues Leben)
Das Ganze wiederholt sich dann noch ein paarmal, immer spürt man die Angst, aber auch das Vertrauen in Gott, und sein Lob durch alle Ungewissheiten hindurch.
Bisschen wie im richtigen Leben, oder? Zumindest in meinem…
Zeiten der Gewissheit von Gottes Liebe und Schutz wechseln sich ab mit Zeiten der Ungewissheit und Angst. Woher kommt das? Ich weiß doch, dass Gott mich nicht verlässt, schon gar nicht in meiner Schwachheit – wieso muss ich trotzdem immer wieder um das Vertrauen kämpfen?
Ein Grund könnte sein, dass ich zu viel auf andere höre. Auch hier im Psalm steht: „Sie [meine Feinde] sagen: „Gott hat ihn verlassen. Jetzt haben wir ihn, denn er hat niemanden mehr, der ihm jetzt noch beisteht.“ (V. 11, NL) Ich sollte lieber nicht auf solchen Unsinn hören, denn ich weiß es doch eigentlich besser!
Bei mir kommt dann auch immer noch der Kontrollverlust dazu. Wenn ich nicht alles selbst im Griff hab, und „nur“ auf Gott vertrauen muss, ist das ein hartes Training. Und obwohl ich schon soo oft erlebt habe, dass er da ist und hilft, erwisch ich mich doch immer noch dabei, nicht stillsitzen und abwarten zu können…
Aber wie uns der Psalm – und viele andere Stellen in der Bibel – zeigen, war das wohl schon früher so und wird vermutlich auch so bleiben bis zum Ende.
Das Gute ist, dass Gott damit umgehen kann, und solange ich ihm meine Ängste und Zweifel bringe und nicht innerlich verbittere, wird er mir aus jedem Tal auch wieder auf eine Höhe helfen.
Cornelia Letting
Lieber himmlischer Vater, vielen Dank, dass Du meine ständigen Gefühls- und Stimmungsschwankungen aushältst. Vielen Dank auch, dass Du mein Leben deswegen nicht „einfacher“ machst, sondern mit Geduld und viel Liebe daran arbeitest, mein Vertrauen in Dich und meinen Glauben zu stärken. Amen.