Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns einen neuen Impuls geben:
Sonntag, 26. Mai
HERR, du siehst es ja, denn du schaust das Elend und den Jammer; es steht in deinen Händen. Psalm 10,14
Genau hinschauen, was geschrieben steht, heißt es. Wenn in der Bibel von Gott die Rede ist, zählt jedes Wort. Die heutige Tageslosung folgt dem Wortlaut der Luther-Übersetzung. In der ursprünglichen Fassung von 1545 liest es sich wie folgt: „Du sihest ja / Denn du schawest das elend vnd jamer / Es stehet in deinen Henden.“ Auch wenn sich die Rechtschreibung geändert hat, ist der Wortlaut fast der gleiche. Ich stolpere über „es steht in deinen Händen.“ Elend und Jammer stehen in Gottes Hand? Dann hätten wir es ihm zuzuschreiben, was uns im Leben zu schaffen macht.
Anders liest es sich in der Einheitsübersetzung: „Du, ja du, hast Mühsal und Kummer gesehen! Schau hin und nimm es in deine Hand!“ Mühsal und Kummer sind kein Zustand, der schicksalhaft hinzunehmen ist. Im Gebet dürfen wir – wie der Psalmbeter – Gott zum Handeln auffordern: „Nimm es in deine Hand, was uns zu schaffen macht. Du kannst wenden, was wir selbst nicht bewegen und verändern können.“
Wo wir leidenschaftlich beten, ist nicht garantiert, dass unsere Bitten Erfolg haben – zumindest nicht in unserer Wahrnehmung. Gebetserhörung lässt sich nicht machen. Auch dann, wenn Gottes Abhilfe auszubleiben scheint, finden sich Worte für Gott. Unser Gottvertrauen gibt nicht auf, sondern macht sich in Jesus Christus fest.
Jochen Teuffel
Himmlischer Vater, Du unser Gott, uns als Menschen hast Du auf Gemeinschaft hin geschaffen. Jesus Christus, Du unser Heiland, tritt in unser Leben ein, verbinde uns neu in Deiner Liebe. Heiliger Geist, Du unser Tröster, öffne unsere Herzen füreinander, forme unsere Lippen, dass wir einträchtig bitten und Dich mit dem Vater und dem Sohn loben und preisen. Amen.
Als heutige Bibellese ist Psalm 68,1-19 vorgesehen.
Zum Abschluss das Lied „Meine Zeit steht in deinen Händen“ (mit niederländischem Zungenschlag) zum Anhören.