Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns einen neuen Impuls geben:
Mittwoch, 07. Dezember
„Weh denen, die den Schuldigen gerecht sprechen für Geschenke und das Recht nehmen denen, die im Recht sind!“ (Jesaja 5, 22.23)
Korruption und Rechtsstaatlichkeit – zwei Begriffe, die sich schon im Volk Israel zur Zeit des Propheten Jesaja widersprachen. Offensichtlich konnte man – soweit man die Mittel dazu hatte – durch Bestechung das Recht zu seinem Vorteil hinbiegen. Schließlich erhalten kleine Geschenke die Freundschaft und eine Hand wäscht bekanntlich die andere.
Die Zustände im Volk Israel waren damals himmelschreiend – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie riefen Gott auf den Plan, der den Oberen und Verantwortlichen im Volk durch seinen Propheten Jesaja klare Warnungen und Zurechtweisungen übermittelten ließ. Was diese allerdings wenig beeindruckte, wie Gott im darauffolgenden Vers feststellen musste:
»Denn sie verachten die Weisung des Herrn Zebaoth und lästern die Rede des Heiligen Israels.« (Jesaja 5, 24)
Unser heutiger Text zeigt, wie Gott sich unser Zusammenleben vorstellt, wie unser Zusammenleben funktionieren kann – ohne Bakschisch. Sein Wille ist, dass es zwischen uns Menschen gerecht zugeht, dass jeder zu seinem Recht kommt – unabhängig von gesellschaftlicher Stellung, finanziellen Mitteln, Vitamin B und ohne Ansehen der Person. Leider erfahren wir immer wieder, dass in Politik und Wirtschaft, auch in unserem Land, durch entsprechende Geldflüsse eigene Interessen durchgesetzt werden. Auch da wäscht manchmal eine Hand die andere…
Nun wird der Eine oder Andere anmerken, dass er sich gar nicht in der gesellschaftlichen Stellung befände, um Gefahr zu laufen gegen den obigen Grundsatz zu verstoßen.
Aber die Ermahnung in unserem Text gilt für beide Seiten – für denjenigen, der Geschenke annimmt und sich dadurch beeinflussen lässt, als auch für denjenigen, der durch Geschenke versucht seine Interessen gegen gültiges Recht durchzusetzen.
Und sie gilt auch im Kleinen – nicht nur wenn Millionen fließen.
Und wenn »die da oben« keine Skrupel kennen – warum soll ich mir dann Gedanken über mein Verhalten machen? So mag Mancher denken und sich daran ein Vorbild nehmen.
Als Nachfolger Jesu sollte ich mich aber nicht am Verhalten anderer Menschen orientieren, sondern danach fragen, was Gott für mein Leben möchte. Danach fragen, welches Verhalten Gott von mir möchte – im Kleinen, wie im Großen.
Nicht Bakschisch, sondern Gerechtigkeit erhöht ein Volk (Sprüche 14, 34).
Helmut Haas
Vater im Himmel, du möchtest, dass ich nicht die gesellschaftliche Stellung einer Person ansehe. Noch, dass ich mir Vorteile verschaffe durch unlautere Mittel. Du möchtest, dass ich mich durch deinen Heiligen Geist führen und leiten lasse in all meinem Denken, Reden und Handeln. Hilf mir dabei auch in diesen adventlichen Tagen.
Amen