man and boy walking on grass near fence

„Krone des Lebens“ – Impulse in der Woche, die zusagen und herausfordern – 21. Oktober 2022

Freitag, 21. Oktober

Der Sohn sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an. Lukas 15, 18.22

Ich bitte Sie, heute als erstes diesem Link zu folgen: https://www.rpi-loccum.de/material/kunst-im-ru-ku/Die-Kuenstler-/rembrandt. Sie werden dort ein berühmtes Bild Rembrandts zu Gesicht bekommen: Die Heimkehr des verlorenen Sohnes.

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, das Bild auf sich wirken zu lassen.

Ich finde es unfassbar, dass dieses Bild 1666-1669 gemalt werden konnte.

Mich bewegen vor allem diese drei Beobachtungen: Die unglaubliche Geborgenheit, die die Geste des Vaters gegenüber dem Sohn ausdrückt. Er kommt zerlumpt von der Straße. Seine Kleidung ist zerrissen, sein Haar geschoren. Aber der Vater nimmt ihn in den Arm.

Mich bewegen die beiden Hände des Vaters: Die rechte Tathand ist eine weibliche Hand, die linke eine männliche. Rembrandt hat den Vater als Person mit weiblicher und männlicher Seite gemalt. Es scheint durch, dass der Vater nicht einfach ein menschlicher Gutsherr ist, sondern Gott selbst, der seinen verlorenen Sohn ans Herz drückt.

Mich bewegen die beiden roten Mäntel. Oft wird der ältere Sohn als der dargestellt, der in Wirklichkeit verloren ist. In der biblischen Geschichte ist die Reaktion des älteren Sohnes auf das, was sein Vater ihm sagt, („Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, ist dein.“) nicht erzählt. Rembrandt stellt dar, dass es wahr ist, was der Vater sagt. Er trägt den gleichen roten Mantel wie sein Vater.

Ich weiß nicht, ob es ein Bild gibt, das mehr ausdrückt, wie sehr wie bei Gott willkommen sind – als solche, die umkehren müssen, dreckig und zerlumpt vor ihm stehen. Als solche, die von Herzen sagen: Ich bin ein Bettler. Ich bin es nicht wert. Ich habe gesündigt und werde wieder sündigen. Gottes Arme sind offen. Er zieht uns an sein Herz.

Pfarrerin Kathrin Bohe

Vater, ich habe gesündigt und ich werde wieder sündigen. Ich bin es nicht wert – und bin doch wert geachtet bei Dir. Ich fasse es nicht, aber ich danke Dir für Deine Umarmung. Amen.

Ökumenische Bibellese: Offenbarung 12, 13 – 18

Lied: Vater deine Liebe (nicht das bekannte, aber sehr berührend, gesungen von zwei Patres: https://www.youtube.com/watch?v=Y4Lcc8fbLjk ) – Viel Freude beim Hören!

Veröffentlicht in Tagesimpulse.