Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns einen neuen Impuls geben:
Montag, 13. Februar
Der Zöllner stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott,sei mir Sünder gnädg! Lukas 18,13
Er war seit längerer Zeit einmal wieder in den Tempel gekommen. Vorsichtig hatte er sich hineingeschlichen und versuchte nun möglichst unsichtbar zu bleiben. Seit Tagen hatte er sich vorgenommen hierher zu gehen und nun stand er hier. Aber was, so fragte er sich, was erwartete er denn von diesem Besuch? Würde Gott ihn SO überhaupt hören? Er war sich bewusst, dass er es wieder einmal nicht geschafft hatte. Wie oft hatte er sich schon vorgenommen, sich zu ändern, besser, feundlicher, ehrlicher zu werden, und nun musste er sich eingestehen, dass er versagt hatte. Gut, was erwartete man denn schon von ihm, einem Zöllner. Zöllner steckten mit der Besatzungsmacht unter einer Decke und verlangten mehr Geld als sie mussten. Unehrlich, unfreundlich, geldgierig, jeder wusste wie Zöllner sind -keiner mochte sie und irgendwie hatten die Leute ja auch recht..
Es war als wäre er in dieser Rolle gefangen und jede noch so ehrliche Absicht sich zu ändern wurde zunichte gemacht, sobald er wieder in seinem Arbeitsalltag angekommen war. Nun stand er in dieser dunklen Ecke des Tempels und kam sich so unendlich klein vor.
Gedanken wirbelten durch seinen Kopf – aber kein Wort wollte über seine Lippen kommen. Was sollte er IHM, dem großen und allmächtigem Gott schon sagen? Er hatte nichts vorzuweisen. Schuld und Scham verschlossen ihm den Mund. Er schloss die Augen und schlug sich mit der Faust auf die Brust „Gott, Gott“ nur mühsam und leise brachte er die Worte hervor. „Gott,—sei mir Sünder gnädig“
Er hätte auch gar nicht kommen können…, zu schuldig, zu unwürdig, zu oft versagt- aber er kam in den Tempel! Und das zählt! Jesus sagt nur einen Satz in diesem Gleichnis über den Zöllner und es sagt uns so viel, wie Jesus zu Menschen steht, die sich unwürdig fühlen, die wegen ihres Berufs gehasst und ausgegrenzt wurden. Gottes Arme reichen auch an den Rand der Gesellschaft. Sein Herz schlägt dort besonders laut.
Gott möchte keine selbstgerchten von sich überzeugten „ach wie bin ich toll“ Besucher, er möchte Menschen, die seine Gegenwart suchen und kommen, so wie sie sind. Ehrlich und ungeschminkt. Versager, Gebrochene, Verurteilte, Abgestempelte, Rückfällig gewordene, alle sind willkommen in Gottes offenen Armen. Gott wartet, er ist nur ein Gebet weit entfernt.
Berit Knorr
Gebet: Vater im Himmel, wie schnell bin ich dazu bereit jemanden zu verurteilen und das, obwohl ich selbst alles andere als perfekt bin. Wir alle dürfen kommen und offen und ehrlich beten und bekennen. Deine Arme sind weit offen. Du alleine kennst unser Herz. Und nur in deiner Nähe und mit deiner Hilfe kann es mir gelingen, deinem Sohn ein kleines bischen ähnlicher zu werden. Lob und Dank sei dir dafür . Amen.
Lied: Katharina Stahl; In meiner Nähe https://youtu.be/eGfrJYUmwqc