War die Passion Jesu – und damit sein Sterben am Kreuz auf Golgatha – ein Betriebsunfall oder doch nicht?
Da stellt sich zu Beginn natürlich zuerst die Frage: »Wann ist ein Ereignis ein Unfall?«
Folgende Definition habe ich gefunden:
Als Unfall gilt eine plötzliche und unbeabsichtigte Einwirkung auf den menschlichen Körper. Durch diese Einwirkung erfolgt eine Beeinträchtigung der körperlichen, geistigen oder psychischen Gesundheit oder der Tod.
Daraus folgt:
Um nun als Unfall zu gelten müsste die Passion, das Sterben Jesu am Kreuz, plötzlich und unbeabsichtigt gewesen sein.
Dann wäre aber der Tod Jesu sinnlos gewesen. So sinnlos wie jedes andere Unfallopfer.
Dann könnten wir jetzt nach Hause gehen und die Kirche zuschließen. Denn wir bräuchten keine Passionszeit feiern, keinen Karfreitag und letztlich überhaupt keinen Gottesdienst.
Bei uns steht aber kein Unfallopfer im Mittelpunkt.
Dann muss hinter dem Sterben Jesu wohl eine Absicht, ein Plan gestanden haben – nur welcher und von wem?
Auf den ersten Blick steht der Plan der religiösen Führer, Jesus zu beseitigen, im Fokus:
Tag für Tag lehrte Jesus im Tempel. Die führenden Priester und die Schriftgelehrten jedoch sowie die anderen führenden Männer des Volkes suchten nach einer Möglichkeit, ihn zu beseitigen.
(Lukas 19, 47)
Sie hatten einen Plan und waren offensichtlich mit der Kreuzigung Jesu am Ziel.
Und sie haben das bei der Kreuzigung auch deutlich zum Ausdruck gebracht:
Und die führenden Männer sagten verächtlich: »Anderen hat er geholfen; soll er sich doch jetzt selbst helfen, wenn er der von Gott gesandte Messias ist, der Auserwählte!« (Lukas 23, 35)
Im ersten Moment haben die religiösen Führer ihre Mission erfolgreich beendet. Sie waren am Ziel. Der unbequeme Jesus war aus dem Weg und konnte sie nun nicht mehr stören.
Aber war das der Plan, der hinter allem steckte?
Für die Jünger dagegen war dieses Ereignis im Voraus undenkbar:
Danach redete Jesus mit seinen Jüngern zum ersten Mal offen darüber, dass er nach Jerusalem gehen und dort von den Ältesten, den führenden Priestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden müsse; er werde getötet werden und drei Tage danach auferstehen. Da nahm ihn Petrus beiseite und versuchte mit aller Macht, ihn davon abzubringen. »Niemals, Herr!«, sagte er. »Auf keinen Fall darf so etwas mit dir geschehen!« (Matthäus 16, 21 – 23)
Und im Nachhinein war es beispielsweise für die Emmausjünger – und nicht nur für diese – eine große Enttäuschung:
»Worüber redet ihr denn miteinander auf eurem Weg?«, fragte er sie. Da meinte einer von ihnen: »Bist du der Einzige, der nichts von dem weiß, was in diesen Tagen geschehen ist?« – »Was ist denn geschehen?«, fragte Jesus. Sie erwiderten: »Es geht um Jesus von Nazaret, der sich durch sein Wirken und sein Wort vor Gott und vor dem ganzen Volk als mächtiger Prophet erwiesen hatte. Ihn haben unsere führenden Priester und die anderen führenden Männer zum Tod verurteilen und kreuzigen lassen. Und wir hatten gehofft, er sei es, der Israel erlösen werde!«
(Lukas 24, 17 – 20)
Schluss, aus, Ende – keine Zukunftsperspektive, keine Hoffnung mehr. Die Jünger haben sich aus Angst vor den religiösen Führern eingeschlossen, die Türen verrammelt. Später wollten sie wieder in ihr altes Leben zurück – gehen wir Fischen, beschloss Petrus.
Der Tod Jesu war aber weder ein Unfall, noch ein Sieg der geistlichen Führer, noch eine Katastrophe, sondern von langer Hand geplant – nur von wem?
Da sagte Jesus zu ihnen: »Ihr unverständigen Leute! Wie schwer fällt es euch, all das zu glauben, was die Propheten gesagt haben! Musste denn der Messias nicht das alles erleiden, um zu seiner Herrlichkeit zu gelangen?« Dann ging er mit ihnen die ganze Schrift durch und erklärte ihnen alles, was sich auf ihn bezog – zuerst bei Mose und dann bei sämtlichen Propheten. (Lukas 24, 25 – 27)
Ich möchte Sie jetzt nicht mit sämtlichen Bibelstellen erschlagen, aber ein paar müssen Sie mir schon zugestehen.
Vermutlich begann Jesus bei seinen Ausführungen bei 1. Mose 3, nach dem Sündenfall:
Da sagte Gott, der HERR, zur Schlange: »Weil du das getan hast, sollst du verflucht sein, du allein von allen Tieren. Auf dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang!
Feindschaft wird herrschen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem und ihrem Nachwuchs. Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse beißen.« (1. Mose 3, 14 – 15)
Der letzte Satz wird auf Jesus gedeutet und darin seine Passion und sein Sieg über den Tod und Satan vorhergesagt.
Danach setzte er vermutlich fort mit den Verheißungen an Abraham, Isaak, Jakob und schließlich mit der Verheißung für Juda, einen der Söhne Jakobs:
Für immer hält Juda das Zepter in der Hand, aus seinem Stamm geht stets der König hervor, bis der große Herrscher kommt, dem alle Völker dienen werden. (1. Mose 49, 10)
Schließlich und endlich wird er den Propheten Jesaja zitiert haben:
Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. Und Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des HERRN. Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, noch Urteil sprechen nach dem, was seine Ohren hören, sondern wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande. (Jesaja 11, 1 – 4)
und weiter fortsetzten mit:
Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel. (Jesaja 7, 14)
Er wird ihnen auch aus Jesaja 61 zitiert haben.
Darauf bezieht sich nämlich Jesus in seiner ersten Predigt am Sabbat in der Synagoge von Nazaret:
So kam Jesus auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war. Am Sabbat ging er, wie er es gewohnt war, in die Synagoge. Er stand auf, um aus der Schrift vorzulesen, und man reichte ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja. Er rollte sie auf und las die Stelle, an der es heißt: »Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt mit dem Auftrag, den Armen gute Botschaft zu bringen, den Gefangenen zu verkünden, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen werden, den Unterdrückten die Freiheit zu bringen, und ein Jahr der Gnade des Herrn auszurufen.« Jesus rollte die Buchrolle zusammen, gab sie dem Synagogendiener zurück und setzte sich. Alle in der Synagoge sahen ihn gespannt an. Er begann zu reden. »Heute hat sich dieses Schriftwort erfüllt«, sagte er zu ihnen. »Ihr seid Zeugen.« (Lukas 4, 16 – 21)
Als Johannes der Täufer aus dem Gefängnis fragen lässt, ob Jesus der kommende Messias sei, bezieht er sich auf Verheißungen aus Jesaja und lässt folgendes ausrichten:
Er gab den Boten zur Antwort: »Geht zu Johannes und berichtet ihm, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden geheilt, Taube hören, Tote werden auferweckt, und den Armen wird Gottes gute Botschaft verkündet. Und glücklich zu preisen ist, wer nicht an mir Anstoß nimmt.«
(Lukas 7, 22 – 23)
Johannes kannte die Verheißungen auf den kommenden Messias hin genau. Er konnte mit dieser Antwort etwas anfangen.
Und zu seinen Jüngern sagt er:
Jesus nahm die Zwölf beiseite und sagte zu ihnen: »Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf. Dort wird sich alles erfüllen, was bei den Propheten über den Menschensohn steht. Er wird den Heiden übergeben werden, die Gott nicht kennen; er wird verspottet, misshandelt und angespuckt werden; man wird ihn auspeitschen und schließlich töten. Doch drei Tage danach wird er auferstehen.« Die Jünger begriffen von all dem nichts. Der Sinn dieser Worte war ihnen verborgen; sie verstanden nicht, was damit gemeint war. (Lukas 18, 31 – 34)
Wir können heute verstehen, was damit gemeint war. Wir sehen die Ereignisse im Rückblick. Nur – verstehen und für richtig halten allein reicht nicht.
Die Frage ist, ob es mich persönlich betrifft, ob es mir unter die Haut geht, ob es Konsequenzen für mein Leben hat.
Ich hoffe, dass ich Ihnen ein Stück weit aufzeigen konnte, dass die Passion und der Tod Jesu von langer Hand von Gottes geplant und kein unbeabsichtigter Betriebsunfall war. Auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus hatte Jesus vermutlich deutlich mehr Zeit zur Verfügung, um den Jüngern die Zusammenhänge zu erläutern, als ich in diesem Gottesdienst. Und er hat sicherlich noch mehr Bibelstellen aus dem AT zitiert und erläutert:
aus dem Propheten Micha bzgl. dem Geburtsort Betlehem oder
aus dem Propheten Sacharja bzgl. dem Einzug in Jerusalem und
nach mehrere Stellen aus dem Propheten Jesaja.
Als die Jünger dann in Emmaus angekommen waren, sagten sie zueinander: „…brannte nicht unser Herz…“
Brennt auch ihr Herz?
Wenn nicht, dann könnte der folgende Text aus Jesaja 53 ein kleiner Funke sein, der ihr Herz entzünden könnte:
Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf. Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen. Wen aber kümmert sein Geschick? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat seines Volks geplagt war. Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern, als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist. Aber der HERR wollte ihn also zerschlagen mit Krankheit. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und lange leben, und des HERRN Plan wird durch ihn gelingen. Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden. Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben und er soll die Starken zum Raube haben dafür, dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter gebeten. (Jesaja 53, 3 – 12)
Betrifft mich das persönlich?
Das war meine Frage am Ende des ersten Teils der Predigt.
Wenn ja, dann kann ich den Text auf mich persönlich beziehen.
Dann lautet der Text nämlich folgendermaßen:
Fürwahr, Jesus trug meine Krankheit und lud auf sich meine Schmerzen. Ich aber hielt ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um meiner Missetat willen verwundet und um meiner Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass ich Frieden hätte, und durch seine Wunden bin ich geheilt. Ich ging in die Irre wie Schafe, ich sah auf meinen Weg. Aber der HERR warf meine Sünde auf ihn. (Jesaja 53, 3 – 5)
Wenn ich das so formulieren kann, dann wird dieser Text für mich lebendig.
Aber das sind andererseits auch deutliche und vielleicht unbequeme Sätze. Es ist starker Tobak.
Möglicherweise denken Sie jetzt im Stillen:
„Nein – für mich war das nicht notwendig.
Wegen mir musste Jesus nicht leiden und sterben.“
Dann möchte ich Ihnen folgendes Zitat aus der Bibel vorlesen:
Wenn wir behaupten, ohne Sünde zu sein, betrügen wir uns selbst und verschließen uns der Wahrheit. (1. Johannes 1, 8)
Deshalb kann ich in diesem Fall nur gemeinsam mit Paulus bitten:
Wir bitten im Namen von Christus: Nehmt die Versöhnung an, die Gott euch anbietet! Den, der ohne jede Sünde war, hat Gott für uns zur Sünde gemacht, damit wir durch die Verbindung mit ihm die Gerechtigkeit bekommen, mit der wir vor Gott bestehen können. (2. Korinther 5, 20 – 21)
Es geht kein Weg an Jesus vorbei.
Wenn ich meinen Namen in diesen Jesajatext einsetzen kann, dann gibt mir das Wort Gottes mehrere Zusagen:
Ihr sollt daher wissen, Geschwister, dass es durch Jesus Vergebung der Sünden gibt; das ist die Botschaft, die Gott euch verkünden lässt. Wozu das Gesetz des Mose nie imstande war, das hat Jesus möglich gemacht:
Jeder, der an ihn glaubt, wird von aller Schuld freigesprochen. Jetzt liegt es also an euch zu verhindern, dass das Unheil über euch hereinbricht. (Apostelgeschichte 13, 38 – 40)
Ich denke, dass Sie die Bibeltexte gehört haben, dass Sie sie auch verstanden haben.
Und jetzt?
Meine Frau fragt mich manchmal, was ich zum Mittagessen möchte. Ich antworte dann ab und zu: „Schnitzel mit Pommes“.
Meine Frau hat das gehört – schließlich hat sie ja gute Ohren.
Meine Frau hat das auch verstanden – schließlich ist sie ja nicht dumm.
Nur, zum Mittagessen gibt es dann Grünkernlassagne mit Brokkoli. Schmeckt auch gut – kein Zweifel – ist aber weder ein Schnitzel noch sind es Pommes. Meine Frau hat einfach etwas ganz anderes gekocht.
Handeln wir nicht in Glaubensdingen oft ganz ähnlich?
Wir hören aus der Bibel oder lesen in ihr die Worte und Anweisungen Gottes.
Wir verstehen auch, was Jesus sagt und von uns erwartet.
Wir halten es vielleicht auch für wahr und richtig.
Aber tun wir es auch?
Hat es Konsequenzen in unserem Leben, in Ihrem Leben?
Paulus fordert uns auf:
Jesus ist deshalb für alle gestorben, damit die, die leben, nicht länger für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und zu neuem Leben erweckt worden ist. (2. Korinther 5, 15)
Leben Sie für Jesus?
Der erste Schritt könnte sein, dass Sie den Text aus Jesaja 53 für sich persönlich in Anspruch nehmen.
Im zweiten Schritt könnten Sie Jesus Ihre Schuld bekennen und ihn um Vergebung bitten.
Im dritten Schritt dann Jesus bitten in Ihr Leben zu kommen, darin die Führung zu übernehmen und dann Ihr Leben an Jesus und seinen Worten ausrichten.
Es ist ganz einfach – Jesus ist nur ein Gebet weit entfernt.
Amen