Osterbrief an die Gemeinde

Liebe Schwestern und Brüder, ihr die Gemeinde,

Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!

Da hätten wir uns heute um 5.30 Uhr zur Auferstehungsfeier auf dem neuen Friedhof in Vöhringen getroffen, hätten im Anschluss daran im Gemeindehaus das Osterfrühstück eingenommen und hätten dann um 10 Uhr in der Martin-Luther-Kirche den Ostergottesdienst gefeiert, hätten, hätten, hätten … Die Gemeinschaft der Gläubigen fehlt uns. Und doch kommt das Osterevangelium auf gottgewollten Wegen zu uns.

An Ostern heißt es den Tod zu durchschauen. Das ist für uns Christen die Drei-Tage-Botschaft von Karfreitag bis Ostersonntag. Wer den Tod durchschaut hat, muss um sein Leben nicht länger fürchten. Wörtlicher Glaube ist die Linse, die den Tod durchschauen lässt. Zwei Seiten hat diese Linse. An Karfreitag fällt der Blick auf das Kreuz von Golgatha. In den Tod Jesu sind wir selbst hineingenommen. Was uns nicht leben lässt, hat er auf sich genommen. Gottesliebe zeigt sich todeswert am Kreuz.
Doch dann der Ostermorgen, die andere Seite des Glaubens. Der Blick fällt in das Grab – es ist offensichtlich leer. Ein Toter scheint spurlos verschwunden, aber das ist nicht die wirkliche Wahrheit. Jesus Christus ist vom Tod auferstanden. Das Dunkel des Grabes lichtet sich. Der Auferstandene tritt den Frauen gegenüber, zeigt sich seinen Jüngern leibhaftig. Nicht der Tod vernichtet das Leben, sondern der auferstandene Christus vernichtet den Tod!

Der Apostel Paulus nimmt uns in diesen Ostersieg hinein, wenn er in seinem ersten Brief an die Korinther schreibt:

Nun aber ist Christus auferweckt von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in der für ihn bestimmten Ordnung: als Erstling Christus; danach die Christus angehören, wenn er kommen wird; danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er vernichtet hat alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt. Denn er muss herrschen, bis Gott »alle Feinde unter seine Füße gelegt hat«. Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. (1.Korinther 15,20-26)

Die Auferstehung Jesu Christi ist der Anfang einer Weltrevolution. Nicht länger beherrscht der Tod unser Leben. Die Sterbensworte, die in Krankenhäusern zu hören sind und die Abschiedsworte, die auf Friedhöfen gesprochen werden, sie gelten nicht für die Ewigkeit. Unser Leben ist beim dreieinigen Gott kein tödliches Schicksal, gegen das die Medizin machtlos ist. „Wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden. Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße legt.“

Den Tod durchschauen – das kann kein Mensch aus sich selbst; das ermöglicht uns keine Naturwissenschaft und auch keine Philosophie. Diesen Lichtblick schenkt uns Ostern. Und er besagt mehr als die selbstgefällige Botschaft „Es gibt ein Weiterleben nach dem Tode.“ Da fehlt nämlich das Entscheidende, der göttliche Sieg, wie er im Ostertroparion besungen wird:

„Christus ist auferstanden von den Toten,
durch den Tod hat er den Tod zertreten
und denen in den Gräbern das Leben geschenkt.“

Jesu Grab ist an Ostern nicht wirklich leer. Da liegt einer – kein Toter, sondern der Tod selbst. Der Tod bleibt im Grab zurück, er hat keine endgültige Macht über unser eigenes Leben. Jesu Wort in unserem Ohr, seine Hand auf unserer Schulter:

Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offenbarung 1,17f)

Du Tod, an Ostern hast du verloren. Du gehörst nicht zu dem lebendigen Gott, Jesus Christus hat dich besiegt! So singen wir:
„Wir stehen im Morgen. / Aus Gott ein Schein / durchblitzt alle Gräber. / Es bricht ein Stein. / Erstanden ist Christus. / Ein Tanz setzt ein.“

Wir laden euch zu einem gottesdienstlichen Osterspaziergang ein. Er beginnt mit dem Evangelium von der Auferstehung Jesu auf dem Friedhof. Unterwegs werden dann die Osterbotschaft mit Natursymbolen verknüpft und Osterlieder gesungen. Den Podcast unterwegs für das Smartphone (oder ersatzweise für den Computer zuhause) findet ihr unter: https://evang-kirche-voehringen.de/ostergottesdienst-als-osterspaziergang/

Dieser Osterbrief kann die Woche über unter der Telefonnummer 07306/78 92 95 1 abgehört werden.

Auf unserer Webseite finden sich unter der Überschrift „Krone des Lebens“ aktuelle Tagesimpulse. Diese können dort auch abonniert werden.

So bete ich:

Himmlischer Vater, Du hast Deinen Sohn Jesus Christus von den Toten auferweckt, deine Schöpfung atmet auf. Deine Ostersonne zieht Grün aus dürren Ästen, wirft zarte Blüten auf Wiesen und in Gärten. Wir danken dir und bitten dich: Sende deinen Geist in unsere Herzen, befreie uns von Schwermut und Trägheit, dass wir uns als deine Kinder an der Schöpfung neu freuen. Durch Jesus Christus. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.

Es grüßt Euch

Euer Jochen Teuffel
Evangelischer Pfarrer in Vöhringen

Wenn Sie den Sonntagsbrief an die Gemeinde Vöhringen als Mail bekommen möchten, einfach hier Ihre Adresse angeben:
Veröffentlicht in Sonntagsbrief an die Gemeinde.