Loslassen – Urlaub für die Seele? Eine Wegweiser-Predigt von Helmut Haas

I. Einleitung – loslassen und abschalten:

Laptop zugeklappt bzw. PC heruntergefahren, Bürotüre hinter einem abgeschlossen und den Urlaubsschein in der Tasche. Ein gutes Gefühl. Nun werden die Koffer gepackt und es geht ab in den Urlaub.

So stellt man sich das immer vor.

Nach dem nervigen und endlos langen Stau auf der Autobahn oder dem Stress auf dem Flughafen wegen ausgefallener oder verschobener Flüge dann endlich am Urlaubsort angekommen.

Der Strand ruft oder der Berg.

Und nun?

Erholung will sich nicht so richtig einstellen.

Trotz relaxen am Pool mit dem genialen Cocktail des neuen Barkeepers, trotz aller neuer Trendaktivitäten, die den absoluten Kick bringen sollen, trotz anstrengender und aussichtsreicher Berg- oder Mountainbiketouren – man bekommt den Kopf einfach nicht frei. Immer wieder kreisen die Gedanken um die Probleme am Arbeitsplatz, in der Schule oder im persönlichen Umfeld.

Um erholt aus dem Urlaub zurück zu kommen, ist mehr nötig als bloß Entspannung und Ablenkung – sagen Psychologen. Damit Erholung eintreten  kann, ist eines wichtig:

abschalten zu können, loszulassen.

Denn wenn die Gedanken immer wieder um das selbe Problem kreisen, dann kann sich keine Erholung einstellen. Es ist wichtig, nicht ständig an Arbeit und Alltag erinnert zu werden.

Nicht erreichbar zu sein, kann sehr erholsam sein. Man muss nicht immer auf dem neuesten Stand bzgl. des aktuellen Projektes in der Firma sein, bei allen Fragen des Chefs sofort parat zu stehen oder den Kollegen bei jedem Problem sofort einen Lösungsansatz anbieten zu können.

Es geht auch mal ohne mich…

Ich muss auf dem Handy nicht jeden Tag die Geschäftsmails checken und gegebenenfalls beantworten.

Gelingt es einem, an den freien Tagen abzuschalten, lautet die gute Nachricht:

Erholung kann bereits am ersten Tag einsetzen.

Das heißt aber, dass Erholung auch schon am Sonntag eintreten kann.

Vorausgesetzt, man kann loslassen.

Vorausgesetzt, man kann die Seele baumeln lassen.

Es braucht die richtige Balance zwischen Anspannung und Abschalten – ansonsten kann die Gesundheit leiden. Betroffen sind der Körper ebenso wie die Psyche.

Wer nicht abschalten kann und ständig unter Strom steht, riskiert dabei im schlimmsten Fall ernsthafte gesundheitliche Folgen.

Übrigens:

eine gute regelmäßige Erholung wirkt sich positiv auf die Lebenserwartung aus…

…wer ist da schon abgeneigt?

Aber können wir loslassen?

Können wir wirklich abschalten?

Schaffen wir das?

Das zur Ruhe kommen von Körper und Geist, die Entlastung der Psyche und der Seele. Abschalten bedeutet, dass Sie den Stress des Alltags hinter sich lassen können, sich für eine Weile mit nichts beschäftigen, sich keine Sorgen machen und nicht von einer Erledigung zur nächsten hetzen.

Süßes Nichtstun, die Seele baumeln lassen, Erholung in Reinform – einfach abschalten, loslassen. Leider klappt genau das oft nicht, weil viele Menschen nicht abschalten können. Immer 120 Prozent bringen, sich lange nach Feierabend noch mit der Arbeit beschäftigen, gedanklich von einem Problem zum nächsten springen, Dauerstress – leider für viele nicht die Ausnahme, sondern die Regel.

Die Konsequenzen lassen dann nicht lange auf sich warten. Abschalten ist kein Luxus, den man sich ab und zu gönnen kann, sondern eine absolute Notwendigkeit. Aber abschalten können nur noch die wenigsten, die Mehrheit ist immer im Stress und hat das Gefühl, sich keine Auszeit erlauben bzw. leisten zu können.

Auch private Sorgen und anhaltendes Grübeln macht ein Abschalten unmöglich. Im Kopf werden unzählige Szenarien durchgespielt, das Gedankenkarussell kreist unaufhörlich – nur an innere Ruhe und Erholung ist nicht zu denken.

Wir sind eher Weltmeister in der Ablenkung, in der Verdrängung.

Wir lassen uns berieseln von den Medien wie Fernsehen und Radio, die ständig im Hintergrund laufen müssen.

Wir versuchen im Urlaub durch unterschiedliche Aktivitäten und die neuesten Trendsportarten den ultimativen Kick zu bekommen.

Oder benutzen am Ballermann den Alkohol um zu vergessen.

Dadurch vergessen wir für kurze Zeit, sind abgelenkt – aber wir lassen nicht wirklich los, schalten nicht wirklich ab.

Vielleicht meinen wir aber auch, dass es ohne uns nicht ginge.

Dass wir unersetzlich seien.

Dass ohne uns die Welt zusammenbrechen würde.

Um abschalten und loslassen zu können, muss ich auch darauf vertrauen können, dass es jemanden gibt, der die Sache in der Hand hat, der weiß wo es langgeht und der die Sache zu einem guten Ende führen wird.

Kennen Sie so jemanden?

Jesus sagt in der Bergpredigt (Matthäus 6, BasisBibel):

»Darum sage ich euch:

Macht euch keine Sorgen um euer Leben – was ihr essen oder trinken sollt, oder um euren Körper – was ihr anziehen sollt. Ist das Leben nicht mehr als Essen und Trinken?

Wer von euch kann dadurch, dass er sich Sorgen macht, sein Leben nur um eine Stunde verlängern?

Euer Vater im Himmel weiß doch, dass ihr das alles braucht.

Macht euch also keine Sorgen um den kommenden Tag – der wird schon für sich selber sorgen. Es reicht, dass jeder Tag seine eigenen Schwierigkeiten hat.«

Jesus fordert uns auf loszulassen.

Wer nicht loslassen kann, riskiert mit dem unter zu gehen, was er versucht fest zu halten.

Lied: Lege deine Sorgen nieder

II. Sonntag

Um loslassen geht es aber nicht nur im Urlaub. Um loslassen und die Seele baumeln lassen geht es auch an Sonn- und Feiertagen. Also mehr als 52mal jedes Jahr.

Die Grundlage dafür steht in 1. Mose 2, 2 – 3 (BasisBibel). Dort  heißt es im Schöpfungsbericht:

»Am siebten Tag vollendete Gott sein Werk, das er gemacht hatte. An diesem Tag ruhte er aus von all seiner Arbeit, die er getan hatte. Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn zu einem heiligen Tag. Denn an diesem Tag ruhte Gott aus von all seinen Werken,die er geschaffen und gemacht hatte.«

War Gott geschafft und hatte Ruhe nötig?

Nein, Gott hat sich einen Tag der Ruhe gegönnt. Und uns Menschen einen Lebensrhythmus vorgelebt, der hilfreich und segensreich ist.

Nicht nur vorgelebt, sondern seinem Volk verordnet, geboten. Denn von alleine kommt der Mensch nicht auf eine solche Idee. Einfach einen Tag verschwenden, ungenutzt verstreichen lassen. Und das jede Woche.

So hat Gott die Einhaltung des Sabbats mit in die 10 Gebote aufgenommen (2. Mose 20, 8 – 11, BasisBibel):

»Du sollst an den Sabbat denken! Er soll ein heiliger Tag sein! Sechs Tage in der Woche darfst du jede Arbeit tun. Aber der siebte Tag ist ein Ruhetag. Er gehört dem Herrn, deinem Gott. An diesem Tag darfst du keine Arbeit tun: weder du selbst noch dein Sohn oder deine Tochter, dein Sklave oder deine Sklavin, auch nicht dein Vieh oder der Fremde in deiner Stadt. Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel, die Erde und das Meer gemacht – mit allem, was dort lebt. Aber am siebten Tag ruhte er. Deswegen hat der Herr den Ruhetag gesegnet und ihn zu einem heiligen Tag gemacht.«

Dieses Gebot rief die natürlich Pharisäer auf den Plan. Denn, wie ist der Sabbat einzuhalten, was heißt: »keine Arbeit tun« ?

So legten die Pharisäer jede Menge Ausführungsbestimmungen fest, was wann und wie am Sabbat getan werden darf. Und das mit teils hinterlistigen und absurd erscheinenden Ausführungen und Hintertürchen.

Und dadurch kam Jesus natürlich mit den Pharisäern immer wieder über Kreuz. Denn er sagte ihnen (Markus 2, 27):

»Gott hat den Sabbat für den Menschen gemacht, nicht den Menschen für den Sabbat.«

Gott hat das Volk Israel aus dem pausenlosen Frondienst in Ägypten befreit. Er hat ihnen einen Tag der Ruhe geschenkt. Ihnen sollte bewusst sein, dass sie nicht in erster Linie von ihrer Hände Arbeit leben, sondern allein vom Segen und Handeln Gottes.

Sie sollten den Alltagstrott unterbrechen und sich darauf besinnen, aus wessen Hand sie letztlich alles haben.

Nun hat Jesus am Sabbat Kranke geheilt. Das hat die Pharisäer furchtbar geärgert. Denn für sie galt, dass der Messias dann kommen würde, wenn das Sabbatgebot und damit auch ihre Bestimmungen lückenlos befolgt würden. Und nun kommt Jesus, hält sich für den Messias und bricht ihre Sabbatbestimmungen am laufenden Band. Das geht ja gar nicht. Menschlich verständlich, dass sie ihn aus dem Weg räumen wollten.

Nun ist der jüdische Sabbat unser Samstag. Wer kann sich schon vor der Arbeit am Samstag drücken? Dem Tag, an dem in Haus und Garten gearbeitet wird wie an keinem anderen Tag?

Brechen wir damit jede Woche das göttliche Sabbatgebot?

Die frühen christlichen Gemeinden, die ja anfangs größtenteils aus Juden bestanden, hielten den Sabbat und feierten an jedem ersten Tag der Woche – also unserem Sonntag – zusätzlich in einem Gottesdienst den Tag der Auferstehung Jesu Christi.

Für Nichtjuden, die zum Glauben an Jesus Christus kamen, sah Paulus keine Notwendigkeit das Sabbatgebot zu befolgen. Für ihn wäre das ein Rückfall in die Gesetzlichkeit und ins Pharisäertum gewesen.

Im Römerbrief Kapitel 14, 5 – 6 (BasisBibel) schreibt er:

Der eine unterscheidet bestimmte Tage. Der andere macht zwischen den Tagen keinen Unterschied. Jeder soll fest zu seiner eigenen Auffassung stehen! Wer einen bestimmten Tag besonders beachtet, tut dies, um den Herrn zu ehren.

Allerdings wurde in den Gemeinden am 1. Tag der Woche – also am Sonntag – Gottesdienst gefeiert. Gearbeitet wurde an diesem Tag, da er in der Antike kein arbeitsfreier Tag war. Und damals gab es keine 52 Tage Urlaub.

Erst später, ab dem 4. Jahrhundert, wurde der Sonntag zum wöchentlichen arbeitsfreien Ruhetag bestimmt und ersetzte für die nichtjüdische Christenheit den Sabbat durch den Sonntag.

III. Fazit

Was können wir aus all dem für die Gestaltung unserer Sonn- und Feiertage lernen?

Was ist für uns der Sonntag?

Was ist uns der Sonntag wert?

Gott hat losgelassen. Er hat sein Schöpfungswerk betrachtet und es war alles sehr gut. Nun hat er zurück geblickt, losgelassen und einen Tag ausgeruht.

Was er an diesem Tag getrieben hat – wir wissen es nicht.

So sollten auch wir dankbar auf die zurückliegende Woche zurückblicken. Dankbar zurückblicken auf das, was uns gelungen ist. Und sollten an diesem Tag vergessen, was wir in den Sand gesetzt haben.

Psychologen empfehlen:

»Wenn Sie an diesem Tag besser abschalten wollen, kann es helfen, den Blick auf die positiven Dinge zu lenken. Oftmals stehen Stress, Sorgen und Probleme im Fokus. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit gezielt auf all die Dinge, für die Sie Dankbarkeit empfinden. Durch Dankbarkeit können Sie entspannen und abschalten, statt sich weiterhin auf den Stress und die Arbeit zu konzentrieren.«

Aber wohin mit meiner Dankbarkeit?

Zum Glück haben wir Christen da eine gute Adresse. Wir können unseren Dank vor Gott bringen. Ihm danken für alles, was wir aus seiner Hand empfangen.

Wir sollten uns am Sonntag erholen vom Alltag, in dem wir alle Sorgen und Probleme loslassen. Denn loslassen kostet weniger Kraft als festhalten.

Aber wohin damit?

Auch da gibt es eine gute Adresse. Es heißt von Gott (1. Petrus 5, 7):

»Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.«

Was kann uns besseres passieren?

Um sie aber auf Gott werfen zu können, muss ich sie zuerst loslassen.

An diesem Tag sollten wir uns aber auch Zeit nehmen für Gott. Sein Wort lesen und uns Weisung für die kommende Woche geben lassen.

Der Gottesdienst war schon am jüdischen Sabbat ein wesentlicher Bestandteil des Sabbats. So darf es auch bei uns sein, dass der Gottesdienst am Sonntag wesentlicher Bestandteil ist. Nicht um Gott einen Gefallen zu tun oder vor ihm gut dazustehen. Sondern um aufzutanken, Gottes Wort zu hören, Gemeinschaft zu pflegen. Gemeinschaft untereinander und Gemeinschaft mit Gott.

Er sehnt sich nach uns, nach mir und dir.

Amen

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

Amen

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