Hier finden Sie die Ansprache an die Konfirmanden, die Petra Negretti am 18.05.2014 in der Martin-Luther-Kirche Vöhringen gehalten hat:
Liebe Konfirmierte,
im Namen des Kirchenvorstandes und der gesamten Kirchengemeinde darf ich Euch ganz herzlich zu Eurer Konfirmation gratulieren. Viele Menschen, Familienangehörige und Freunde sind heute von Nah und Fern hier in die Martin Luther Kirche gekommen, um diesen für Euch besonderen Tag zusammen mit Euch zu erleben und gemeinsam mit uns Gottesdienst zu feiern. Ihnen allen ein herzliches Willkommen.
Gott, du stellst meine Füße auf weiten Raum
Ein paar winzig kleine Füße auf dem Weg in die große weite Welt.
Erinnern Sie sich noch liebe Eltern, an diese kleinen Füße vor 13/14 Jahren? Die ersten Schritte? Kleine, unsichere Schritte ins Leben. Aber sie wussten ja, noch bin ich da, noch kann ich halt geben, auffangen, begleiten. Doch schon bald gingen diese kleinen Füße auf Entdeckungsreise – nicht immer nur zur Freude. Und bald gab es Schwellen, an denen es für Sie hieß loszulassen und ihre kleinen Großen gehen zu lassen in den Kindergarten, in die Schule, in die Häuser der Freunde und Freundinnen, auf Freizeiten.
Und Ihr, liebe Konfis, habt es entdeckt euer Leben in den letzten Jahren und doch wart ihr nicht allein unterwegs auf weitem Raum. Sie waren da: Eure Eltern, Erzieher, Lehrkräfte, Paten und Großeltern und sie haben Euch nach ihren Möglichkeiten geleitet und begleitet und Entscheidungen für euch getroffen.
Gott, du stellst meine Füße auf weiten Raum
Ja, am Anfang war das so, am Anfang des Konfikurses war es ein weiter Raum, der vor dir lag und von dem du nicht wusstest, was er bringen wird. Der Raum, den du freihalten solltest von allen anderen Verpflichtungen.
1 Samstagvormittag im Monat und manchen Sonntag früh, wenn die anderen noch im Bett lagen. Der Raum war gut gefüllt mit Informationen über Christentum, Glauben und Kirche, Gott und Jesus, angefüllt mit Gesprächen und Diskussionen, Andachten, mit Spiel und Spaß und sicher auch manchem Blödsinn. Es gab gute und weniger gute Wort, vermutlich auch mal die ein oder andere geballte Faust in der Hosentasche, aber es gab auch liebevolle Gesten und Blicke und auch die Sorge um die eine oder den anderen die gerade Probleme hatte. In jedem Fall gab es neue Erfahrungen und Begegnungen mit Menschen, die anders sind als du selbst und die du sonst vielleicht nicht gehabt hättest.
Weiter Raum gefüllt mit Erinnerungen. Nun wirst du diesen Raum verlassen. Der Abschnitt Konfi ist beendet. Du stehst an der Schwelle zu einem neuen Abschnitt, neuen Raum deines Lebens.
Gott, Du stellst meine Füße auf weiten Raum
Jetzt stehst du an der Schwelle zum Erwachsen werden, vor dir liegt das Leben wie unbekanntes weites Land. Und es ist allein deine Entscheidung, in welche Richtung du gehst. Das ist Freiheit – Freiheit, nach der du dich vielleicht schon oft gesehnt hast, wenn dir zuhause oder in der Schule alles auf den Keks gegangen ist.
Freiheit, die du in deinen Träumen vielleicht schon gefühlt hast. Freiheit, die manchmal aber auch Angst macht, nicht nur deinen Eltern, sondern vielleicht auch dir, auch wenn du das nie zugeben würdest.
Gott, du stellst meine Füße auf weiten Raum
Du weißt nicht, was dich erwartet im Leben, was vor dir liegt, womit der weite Raum gefüllt sein wird – mit Krankheit, Arbeitslosigkeit, Klimawandel und Naturkatastrophen oder mit Erfolg, mit Liebe, Aufstieg und Sicherheit. Manches liegt in deiner Hand, wie du diesen Raum gestaltest und welche Richtung du gehst. Wenn du heute Ja sagst zu deinem Leben und zu Gott, dann hast du dich für eine Richtung, einen Weg entschieden, nämlich den Weg der Liebe.
Gott, stellt deine Füße auf weiten Raum,
weil er weiß, dass du irgendwann beginnen musst, losgehen musst, den Boden spüren sollst unter deinen Füßen, heiß und kalt, weich und hart – so wie das Leben ist.
Gott, stellt deine Füße auf weiten Raum,
er lässt dich los, aber er verlässt dich nicht, er hält nicht fest, aber er gibt dir Halt, auf ihn darfst du vertrauen, dass er dich begleitet und mitgeht durch dein Leben, ob du rechts oder links oder geradeaus gehst, auf dem Weg bleibst oder abweichst und dich durchs Dickicht schlägst. Wichtig ist, dass du Deinen Weg gehst und dass du weißt, dass du Gott immer wieder neu bitten darfst, dir den Weg zu zeigen, dich zu begleiten und die Hand schützend über dich zu halten, auch wenn du ihn vielleicht gerade zuvor mit einem „ach Gott“ abgewimmelt hattest.
Gott wird dir niemals den Boden unter den Füßen wegziehen, er stellt dich vielmehr auf weiten Raum, er traut dir was zu, ihm bist du wertvoll, ihm ist es wichtig, dass es dich gibt.
So wünschen wir – der Kirchenvorstand und ich – Euch Gottes reichen Segen und seine Begleitung auf Eurem Lebensweg und heute einen schönen Tag im Kreise Eurer Familien und Freunde.