Unser Pfarrer Jochen Teuffel fragte mich, ob ich eine Idee hätte, seinen Predigtgedanken des ROTEN FADENS, der uns mit Jesus verbindet, gestalterisch umzusetzen. Er selber dachte da an die Stoffcollagen von Ostern und diese roten Fäden hineinzustopfen.
Mich selber störte etwas an der Verbindung Lebensfaden und Stopfen und mir kam „Weben“ in den Sinn. Ich beschrieb Jochen meine Idee mit dem Webrahmen und dem gewebten Kreuz. Und Fäden werden ja eingewoben, weniger gestopft. Unser Lebensfaden sozusagen eingewoben in das Kreuz.
Es blieben nur noch zwei Tage, um diese Idee zu verwirklichen. Zum Glück war Catello sofort bereit mir einen Rahmen mit vielen Rillen für die Kettfäden zu machen. Diesen Webrahmen wollten wir am Lesepult befestigen. Meine Idee war ursprünglich die Kettfäden mit Schnüren zu ziehen und mit dem roten Faden das Kreuz darin weben.
Jetzt war noch dieser sog. „Rote Faden“ zu besorgen. Ich dachte an Filzwolle, die man auch noch hinten in der Kirche erkennen kann. Auch ein Aspekt, der bei solchen Projekten nicht unbedacht sein darf.
Im Bastelladen war ich beindruckt von der Vielfalt der Farben der Wolle. Jetzt sah ich das Kreuz vor mir, in vielen Farben gewoben. Für jeden Konfirmanden sein eigener Faden, seine eigene Farbe. So wie jeder Mensch verschieden ist und jeder auf seine Art sozusagen in einer anderen Farbe leuchtet. Das war natürlich nicht so wie Jochen sich das ursprünglich vorgestellt hatte. Aber er nahm meine Idee sofort auf.
Jeder Konfirmand bekäme dann seinen eigenen Faden, jeder in einer anderen Farbe für 26 Konfirmanden. Aber so viele verschiedene Farben gab es dann doch nicht. Wir beschlossen, da es ja zwei Gottesdienste waren, 13 verschiedenfarbige Wollfäden zu nehmen.
Die Kettfäden waren auf dem Webrahmen schnell gespannt. Da ich ziemlich raue Schnur gewählt hatte, ergaben schon die Kettfäden untereinander ein interessantes Muster. Wie zartes Spinngewebe waren sie miteinander verbunden. Da kam mir der Vergleich in den Sinn, dass unser Leben, die ganze Schöpfung schon symbolisch in diesen Fäden vorgegeben ist. Alles und jedes ist miteinander verwoben. Gott ist der große Webmeister und wir haben die Freiheit unser Muster einzuweben.
Mit jedem Faden; den ich zog; merkte ich wie meditativ diese Webarbeit wurde. Die vielen Vergleiche, die man mit so wenig Material in den Händen plötzlich vor Augen hatte.
Und warum sollte ich das Kreuz nicht auch mit gleicher Schnur einweben, anstelle es durch die bunten Fäden alleine zu gestalten? Waren nicht schon Hinweise im Alten Testament auf Jesu gegeben? War es nicht auch schon sozusagen vorgewoben gewesen? So wob ich das Kreuz mit der gleichen Schnur und es war deutlich zu erkennen.
Dann kamen die bunten Wollfäden an die Reihe. Anfang und Ende ließ ich hängen, und wob diese nur in das Kreuz selber ein. Ich sah es so, dass wir uns freiwillig mit Jesu verbinden dürfen. Manche von Anfang an, manche verlieren das Kreuz auf ihrem Lebensweg, manche finden es ganz spät. Alle Möglichkeiten waren gegeben.
Es galt die Farben auszuwählen und mir kam der Regenbogen in den Sinn – die Geschichte mit Noah: Das Zeichen des Neubeginns. Ich dachte an die Konfirmanden, könnte diese Konfirmation nicht auch für sie ein Neubeginn sein. Zu wissen, dass sie ihren Weg nicht alleine gehen müssen, dass sie ihren Lebensfaden in IHN verweben dürfen. Das Kreuz gibt den Fäden Form und Halt. Und jede Farbe leuchtet erst durch die andere. Ein Faden allein wirkt verloren. Erst wenn die anderen dazukommen treten die Konturen des Kreuzes besser hervor.
So webte ich das Konfirmationskreuz fertig. Wir hängten es vor das Lesepult auf und es durfte in den kommenden Gottesdiensten wirken.
Es war für mich selbst eine wunderschönes Geschenk dieses Webkreuz herstellen zu dürfen und erneut diesen symbolischen Charakter des Kreuzes Jesu wieder zu entdecken.
Irmgard Doll