Warum hat die Martin-Luther-Kirche in Vöhringen einen Hahn auf der Kirchturmspitze?
Eine einfache Antwortet lautet: Um die Windrichtung für alle sichtbar anzuzeigen. Der Turmhahn ist nämlich ein Wetterhahn, der sich auf einem Glaskugellager zu drehen weiß. Den Schnabel hält er dabei in die Windrichtung. Aber das kann ja eine Wetterfahne genauso – zeigen, woher der Wind weht.
Im Christentum hat die Figur des Hahnes eine dreifache symbolische Bedeutung. Zum einen führt der Hahn (bzw. dessen Schrei) Menschen als Sünder zur Reue, wie dies Simon Petrus nach der Verleugnung seines Meisters widerfahren ist: „Alsbald krähte der Hahn zum zweiten Mal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er fing an zu weinen.“ (Markus 14,72) Zugleich erinnert der Hahn an die Wachsamkeit der Christen im Hinblick auf die Wiederkunft Christi am Ende der Tage. Dazu hat Jesus seine Jünger mit folgenden Worten ermahnt: „So wacht nun; denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen, damit er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!“ (Markus 13,35-37) Und schließlich stellt der Turmhahn den Rufer und Mahner dar, der die Christen rechtzeitig vor Tagesanbruch zum Morgengebet ruft.
So finden sich in Europa seit dem neunten Jahrhundert Hähne auf Kirchturmspitzen. Vor Ort lassen sich mitunter die Kirchengebäude anhand ihrer Turmspitze nach den Konfessionen unterscheiden. Bei der einen Kirche bildet das Kreuz, bei der anderen der Hahn die Turmspitze. Dass auf dem katholischen Kirchturm das Kreuz und auf dem evangelischen der Hahn steht, ist jedoch nicht festgelegt. Je nach Ort und Gegend kann das in Deutschland genauso umgekehrt sein.