Montag, 19. September
„Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein.“ (Markus 10, 42 – 43)
In autokratisch oder diktatorisch regierten Ländern erleben wir auch in den heutigen Tagen, wie Herrscher ihre Völker nieder halten. Durch Polizei, Geheimdienste und moderne elektronische Überwachungsmethoden wird die Bevölkerung lückenlos kontrolliert und durch angedrohte Repressalien eingeschüchtert. Aufkeimende Opposition wird notfalls durch Gewalt im Keim erstickt. Wer an der Macht ist, möchte diese auf keinen Fall verlieren. Für den Machterhalt sind Autokraten und Diktatoren alle Mittel recht. Das war zu Jesu Zeiten so und ist im Grunde auch heute in der Welt nicht anders.
Auch in Jesu Jüngerschaft gab es immer mal wieder Auseinandersetzungen um Rangordnung und Vorherrschaft. So auch im Zusammenhang unseres heutigen Textes. Zwei Jünger baten nämlich Jesus um eine Sonderstellung im zukünftigen Reich Gottes. Was den Rest der Jüngerschaft verständlicherweise auf die Palme brachte: »Warum beanspruchen die eine Sonderstellung? Sind die was Besseres als wir?«, so mögen sie argumentiert haben. So musste Jesus mal wieder schlichten und klarstellen, dass im Reich Gottes andere Gesetze herrschen als in der Welt.
Im Reich Gottes geht es nicht um Vormachtstellung, Sonderbehandlung oder Machterhalt. In Gottes Reich geht es ums Dienen. Ums füreinander Einstehen. Für den Anderen da zu sein. Das hat Jesus seinen Jüngern nicht nur gepredigt, sondern vorgelebt. Am deutlichsten wurde das bei der Fußwaschung vor dem letzten Passamahl, das Jesus mit seinen Jüngern vor seinem Leiden und Sterben feierte. Nach der Fußwaschung sagte Jesus zu seinen Jüngern:
»Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.« (Johannes 13, 15).
Wie gehen wir in der Gemeinde miteinander um?
Orientieren wir uns am Beispiel Jesu, oder stehen wir den weltlichen Herrschern näher?
In unserer Gemeinde sollten Außenstehende erkennen, dass man bei uns anders miteinander umgeht als draußen in der Welt. Dass nicht ich und meine Ansichten im Vordergrund stehen und man nicht versucht diese durchzusetzen. Sondern dass Liebe, Demut und Wertachtung des Anderen das Miteinander prägen. Dass Jeder mit der Gabe, die er von Gott empfangen hat, sich in der Gemeinde einbringt und den Anderen damit dient. Ohne Anspruch auf eine Sonderstellung.
Helmut Haas
Herr Jesus, du hast uns vorgelebt, wie wir miteinander umgehen sollen. Nicht herrschen, sondern dienen sollen wir. Manchmal fällt uns das schwer. Hilf du uns dabei zu erkennen, dass du uns vorher gedient hast. Aus Dankbarkeit dürfen wir deinem Beispiel folgen.
Amen