Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns einen neuen Impuls geben:
Sonntag, 9. Juni
Sieht Gott nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte? Hiob 31,4
„Gott sieht alles!“ In früheren Zeiten war dies mitunter ein elterlicher Ermahnungsruf mit einer bestimmten Tönung: „Wenn Du etwas anstellst, was Vater und Mutter nicht sehen, entgeht Gott Deine Untat nicht. Er sieht sie und wird Dich auch dafür bestrafen.“ Ganz so schlecht sind solche Ermahnungen nicht gewesen, haben sie doch die Ausbildung des eigenen Gewissens gefördert: Für mich ist nicht einfach das schlecht, was ans Licht kommt oder mir selbst schadet, sondern was Gottes Gebot widerspricht und anderen Menschen schadet.
Aus dem Mund Hiobs haben die gottseherischen Worte jedoch eine andere Ausrichtung. Sie sind Teil dessen Unschuldsbeteuerung: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Gott hat jeden Schritt meines Lebens verfolgt. Ich bin felsenfest überzeugt, dass es da keinen Fehltritt und auch keine Fehlhandlung meinerseits gegeben hat.“ (Hiob 31,1-40 zum Nachlesen.)
Solch einen „Reinigungseid“ vor Gott traue ich mir nicht zu, eher das Zöllnerwort: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ (Lukas 18,13) Aber bei Hiob liegen die Dinge anders: Als heimgesuchter Elendsmensch kann und will er sich nicht eingestehen, dass das eigene Elend und die Krankheit als göttliche Strafe zurecht verdient sind. Am Ende des Hiobsbuchs gibt Gott Hiob sogar Recht und wendet dessen Unglück in neues Heil. Gottes Vorsehung durchdringt das Unglück. In seinem Sohn Jesus Christus richtet er die Gerechtigkeit auf, die uns trotz allem neu leben lässt.
Jochen Teuffel
Herr Jesus Christus, Du hast dich uns zugesagt, mit deiner Güte und deiner Demut. Was Du uns zumutest, stärkt uns. Mach uns zu Botschafter deiner Liebe, damit durch uns Menschen zu Dir finden. Du bist unsere Hoffnung, jetzt und in Ewigkeit. Amen.
Als heutige Bibellese ist Psalm 36 vorgesehen.
Zum Abschluss das Lied Morgenglanz der Ewigkeit (EG 450) zum Anhören.