Liebe Schwestern und Brüder, ihr die Gemeinde,
„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“
Obwohl wir uns ja kaum sehen und uns schon gar nicht die Hände reichen können, seid Ihr mir gegenwärtig – in meinen Gedanken und auch in meinem Gebet. Gut, dass sich in diesen Tagen unser Glaube zeigt, das Vertrauen in Gott, dessen Sohn Jesus Christus sich mit unserem Leben verbündet hat. Bei aller Verunsicherung und bei aller Sorge sind wir von Christus getragen; keiner von uns bleibt sich selbst überlassen. Was auch immer in den nächsten Wochen noch auf uns zukommen wird, Gott hat es schon für uns in seinem Blick genommen. Er sieht in Jesus sein Frieden für uns voraus, auch wenn wir jetzt von Furcht, Sorge oder gar von einer eigenen Erkrankung eingenommen sind.
„Ich glaube an die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen.“ So sprechen wir es in unserem Glaubensbekenntnis. Zugegeben, mit dem „Kirchenglauben“ haben viele ihre Schwierigkeiten: Wie kann man nur an die Institution Kirche glauben, wo ja Amtsträger mitunter versagen, wo ungute Dinge immer wieder neu geschehen?
An Kirche glauben, die als leeres Gebäude dasteht oder für manche nur noch auf dem Papier besteht? Ja, ich glaube an die heilige allgemeine Kirche, gerade in diese Zeit. Die Kirche, an die ich glaube, ist nicht dasjenige, was Menschen organisieren und kontrollieren oder als Mauerwerk errichten können. Die wahre Kirche lebt zwischen Menschen und mit Menschen, die an Christus glauben. Diese Menschen spricht der Apostel Paulus kirchlich an:
„Ihr seid also nicht mehr Fremde oder Gäste ohne Bürgerrecht.
Ihr seid vielmehr gleichberechtigte Mitbürger der Heiligen
und Mitglieder von Gottes Hausgemeinschaft.
Ihr seid als Gemeinde gegründet
auf dem Fundament der Apostel und Propheten,
dessen Eckstein Christus Jesus ist.
Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten.
So wächst er zu einem heiligen Tempel empor, der dem Herrn gehört.
Weil ihr zum Herrn gehört, werdet auch ihr als Bausteine in diesen Tempel eingefügt.
Gott wohnt darin durch den Heiligen Geist.“
Epheser 2,19-22
Wenn der Apostel von einem Bau bzw. von einem Tempel spricht, sind damit Menschen gemeint, die zueinander gefunden haben und füreinander einstehen. Kirche ist eine lebendige Verbindung zwischen Menschen, die wechselseitig belastbar ist. Aber nicht das, was wir Menschen gemeinsam zustande bringen, macht wesentlich Kirche aus. Vielmehr ist es die göttliche Wirklichkeit, die uns Jesus durch den Heiligen Geist zukommen lässt. Die eine große Gottestat im Tod und in der Auferstehung Jesu bringt Menschen in der Kirche zusammen, verbindet uns im Glauben – und lässt sogar unsere Zweifel zu.
Das Wunderbare des Glaubens ist das Gottvertrauen. Wir müssen nicht allein uns auf das verlassen, was menschenmöglich ist. Hinter all der Ungewissheit und Unsicherheit steht Jesu Zusage: „Ich bin bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt. Wir haben dazu im letzten Jahr ein neues Lied angestimmt: „Ich bleibe in dir“ (Te alabo):
„Wohin ich mich wende, / wohin ich geh von hier, / ich bleibe, ich bleibe in dir. / Begleitest durch mein Leben, / bist Kraft, die ich verspür, / ich bleibe, ich bleibe in dir. // Bei dir bin ich geborgen, / du bist mein Zufluchtsort, / ich lobe, ich lobe dich, Gott.“ kompletter Text
So ließe sich von Kirche auch als Gemeinschaft der Gottgeborgenen sprechen. Martin Luther schreibt dazu in seinem Großen Katechismus:
„Ich glaube, dass es ein heiliges Häuflein und eine heilige Gemeinde auf Erden gibt, aus lauter Heiligen unter einem Haupt, Christus, durch den Heiligen Geist zusammenberufen, in einem Glauben, Sinn und Verständnis; mit mancherlei Gaben, jedoch einträchtig in der Liebe, ohne Parteiungen und Spaltung. Von dieser Gemeinde bin ich auch ein Stück und Glied, aller Güter, die sie hat, bin ich Teilhaber und Mitgenosse. Durch den Heiligen Geist bin ich in sie gebracht und ihr einverleibt dadurch, dass ich Gottes Wort gehört habe und immer noch höre; […] Dadurch bewirkt und mehrt er [der Heilige Geist] die Heiligung, damit wir täglich zunehmen und stark werden im Glauben und seinen Früchten, die er schafft.“
Ein „heiliges Häuflein“ unter Jesus Christus, das durch den Heiligen Geist im Glauben bestärkt wird und sich einander zugutekommt – als Christen sind wir in Vöhringen wie auch in Bellenberg in dieser Zeit besonders herausgefordert. Ich denke dabei besonders an ältere Menschen, die alleine zuhause leben und nicht ihre Wohnung verlassen können. Gut, wenn wir für diese Einkaufsdienste übernehmen und sie damit mit dem Lebensnotwendigen versorgen.
Was in diesen Tagen auch abgeht, ist die Ansprache und das Gespräch mit anderen Menschen. Hier ist das Telefon die richtige Möglichkeit. Wir suchen Gemeindeglieder, die einen telefonischen Gesprächsdienst für alleinstehende ältere Menschen übernehmen: Täglich einmal anrufen, fragen und zuhören wie es der anderen jetzt geht und dann einen Zuspruch leisten, beispielsweise den Psalm 23 lesen, und abschließend gemeinsam das Vaterunser beten.
Wir Christen sind in diesen Tagen bei Stimme und haben uns einander etwas zu sagen, was über unsere eigenen Befindlichkeiten hinausgeht. Wer solch einen Telefondienst übernehmen möchte, schickt uns bitte ein Email an: pfarramt.voehringen@elkb.de. Wer selbst angerufen werden möchte, hinterlässt eine Nachricht auf unserem Anrufbeantworter im Pfarramt (07306/82 55) mit Angabe der eigenen Telefonnummer.
Unser Religionspädagoge Christian Funk hat außerdem eine Telefonnummer eingerichtet, wo jederzeit eine kurze Andacht mit Gebet abgehört werden kann: 07306/7892951
Lasst uns gemeinsam zu Gott beten, dass er schwache und kranke Menschen in den kommenden Tagen behüten möge.
„Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“
Euer Jochen Teuffel
Evangelischer Pfarrer