Liebe Schwestern und Brüder, ihr die Gemeinde,
„Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt.“
Ich freue mich, dass es uns doch gelingt, in unserer Gemeinde miteinander Kontakt zu halten und dass zahlreiche Mitchristen hier in Vöhringen, Bellenberg, Illerberg und Thal ihre Hilfe angeboten haben. Wir haben ja nun vorgestern erfahren dürfen, dass die Corona-Maßnahmen vorläufig bis zum 20. April verlängert werden.
Menschliches Leben ist unter allen Umständen zu schützen, gerade in dieser Zeit der Corona-Pandemie. Zu Recht sind uns daher von staatlicher Seite unerfreuliche Ausgangsbeschränkungen auferlegt worden. Sie muten uns im Alltag einiges zu und lassen uns vieles vermissen, besonders Menschen, die uns persönlich nahestehen und doch nicht uns nahekommen dürfen.
Weltfremd mag da manchem der Schlussteil unseres Glaubensbekenntnisses klingen: „Ich glaube an die Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.“ In der Tat Christen bekennen Weltfremdes – auch in dieser Zeit. Das Weltfremde ist die göttliche Wirklichkeit, die über unsere Lebensmöglichkeiten hinausführt. Im Glauben an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben kann ich mir selbst zu sagen: Was auch immer auf mich zukommt, ich gehe mit meinem Leben nicht verloren. Hinter aller Lebensbedrohung findet sich eine göttliche Lebenszuversicht, die mir meine Ängste nehmen will.
Diese Lebenszuversicht kommt nicht aus mir selbst. Wie sollte ich mir selbst ewiges Leben zutrauen? Mit gutem Grund ist unser Glaubensbekenntnis auf den dreieinigen Gott ausgerichtet. So sprechen wir zuerst unseren Glauben an Gott, den Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde aus, der jeden von uns als sein Ebenbild geschaffen hat, dann unseren Glauben an Jesus Christus, seinen Sohn, der in seinem Kreuz und seiner Auferstehung uns von der Macht der Sünde und des Todes erlöst hat, und schließlich unseren Glauben an den Heiligen Geist, der uns zum neuen Leben mit Gott verbindet.
Wo uns geliebte Mitmenschen im Tod entgangen sind und wo auch unserem Leben der Tod bevorsteht, sagt uns Jesus das neue Leben mit Gott zu:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:
Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat,
der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht,
sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:
Es kommt die Stunde und ist schon jetzt,
dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes,
und die sie hören, die werden leben.
Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber,
so hat er auch dem Sohn gegeben,
das Leben zu haben in sich selber.
(Johannes 5,24-26)
Die Toten in Jesus Christus hören und werden leben. Auch ihr werdet leben. Der Glaube an Jesu Wort macht euch das ewige Leben schon jetzt wirklich – auch in einer trostlosen Zeit. Gottes Liebe findet im Heiligen Geist zu euch. Er lässt sich von keiner geschlossenen Tür abhalten.
Im Hinblick auf die Passionszeit gibt es ein anrührendes Lied im Evangelischen Gesangbuch, „Korn, das in die Erde“ (Nr. 98), das Jürgen Henkys nach dem englischen „Now the Green Blade Rises“ von John Macleod Campbell Crum gedichtet hatte. Darin wird Jesu Werdegang im Bild des Weizenkorns im Acker mit unserem Glauben an die Auferstehung verbunden:
Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, / Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt – / Liebe lebt auf, die längst erstorben schien: / Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün. // Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab, / wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab. / Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn? / Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün. // Im Gestein verloren Gottes Samenkorn, / unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn – / hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien: / Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Gute Worte lassen sich anderen Menschen zuschreiben, wie dies ja in den sozialen Medien im Internet vielfach geschieht. Ein zugesprochenes Wort, das von einer persönlichen Stimme getragen wird, hat darüber hinaus eine vertrauliche Qualität. Wir werden in den nächsten Tagen beginnen, Glieder unserer Kirchengemeinde telefonisch anzurufen. Wer uns in diesem Telefondienst unterstützen möchte, schicke uns bitte ein Email an: pfarramt.voehringen@elkb.de. Wer selbst angerufen werden möchte, hinterlasse eine Nachricht auf unserem Anrufbeantworter im Pfarramt (07306/82 55) mit Angabe der eigenen Telefonnummer.
Dieser Sonntagsbrief kann die Woche über jederzeit unter der Telefonnummer 07306/78 92 95 1 abgehört werden. Auf unserer Webseite https://www.evang-kirche-voehringen.de finden sich unter der Überschrift „Krone des Lebens“ aktuelle Tagesimpulse. Diese können dort auch abonniert werden.
So bete ich:
Himmlischer Vater, Du unser Gott, im Licht der Auferstehung Deines Sohnes wenden wir uns Dir zu. Stärke uns in dieser Zeit – mit deinem Wort, mit deinem Geist, mit deiner Liebe, die uns nahekommt. Schütze Menschen, die im engen Kontakt mit Corona-Patienten stehen, insbesondere in Krankenhäuser, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen. Gib den Erkrankten in den Intensivstationen Deinen Lebensatem, der über das Sterben hinausreicht.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.
Euer Jochen Teuffel
Evangelischer Pfarrer