Auf unserer gestrigen Sitzung des Kirchenvorstand hat unser Vorsitzender, Dr. Helmut Haas, im Hinblick auf die Jahreslosung „Seit barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“ folgende Jona-Andacht gehalten:
Jona – das ist doch die Geschichte mit dem Fisch, oder nicht?
Diese Geschichte beinhaltet einige interessante Aspekte der Barmherzigkeit Gottes – und seines Humors.
Die Geschichte beginnt mit dem Auftrag Gottes an Jona. Er sollte nach Ninive gehen und dort die Bewohner zur Umkehr aufrufen. Nun, die Assyrer waren nicht gerade die Freunde Israels. Deshalb fand Jona diesen Auftrag doof und machte sich aus dem Staub. Er wollte mit dem Schiff ans andere Ende der Welt fahren. Gott wiederum fand das Verhalten des Jona doof und zwang ihn daraufhin, recht unkonventionell, zur Rückkehr.
Wie hätten wir reagiert auf einen solchen Mitarbeiter, der sich möglichst schnell aus dem Staub macht? Wir hätten vermutlich im ersten Moment Jona mit samt dem Schiff im Meer versenkt.
Aber Gott ist barmherzig und er holt Jona auf wundersame Weise zurück an Land. Dort angekommen beauftragt er ihn neu. Hätten wir diesem Mitarbeiter nochmals eine Chance gegeben? Gott auf jeden Fall lässt seine Mitarbeiter nicht einfach so laufen.
Diesmal ist Jona gehorsam, geht nach Ninive, predigt deren Untergang und ruft die Bewohner zur Umkehr auf. Als die Bewohner sich daraufhin in Sack und Asche hüllen, ihr Verhalten bereuen und umkehren, ist Gott wieder barmherzig und er verschont die Stadt. Er anerkennt, dass die Bewohner umkehren von ihrem falschen Weg – nachdem sie erkennen, dass sie auf dem Holzweg sind.
Das wiederum verdross den Jona – verständlicherweise – und er wurde zornig. Jona, der die Angelegenheit aus der Distanz beobachtet, war stinkig. Gottes Verhalten brachte ihn auf die Palme. „Hab es doch gleich gesagt. Du bist gnädig, barmherzig, langmütig und von großen Güte und lässt dich des Übels gereuen, das du ihnen angedroht hast. Wozu also das Ganze?“, warf Jona Gott vor. Und Jona möchte lieber tot sein als leben. Er verstand das Verhalten Gottes nicht. Gott aber ist nicht nur gegenüber den Bewohnern von Ninive sondern auch Jona gegenüber barmherzig und lässt eine Staude wachsen, die dem Jona Schatten spendet. Und so kam Jona so langsam wieder runter von seiner Palme.
Aber nicht lange, denn Gott ärgerte den Jona ein wenig, indem er einen Wurm kommen ließ, der die Staude anfraß, damit sie verdorrte. Zudem lässt Gott noch einen heißen Ostwind aufkommen, der Jona zusetzt. Daraufhin ist Jona wiederum angefressen. Will mal wieder lieber tot sein als leben. Aber Gott möchte dadurch dem Jona eine Lektion erteilen, ihm deutlich machen, warum er so barmherzig ist. Gott sagt zu Jona (Jona 4, 9 – 11):
„Dich jammert die Staude, um die du dich nicht gemüht hast, hast sie auch nicht aufgezogen, die in einer Nacht ward und in einer Nacht verdarb, und mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt, in der mehr als 120.000 Menschen sind, die nicht wissen, was rechts und links ist, dazu auch viele Tiere?“
Es gibt noch Hoffnung für unser Land, das mehr Einwohner hat als Ninive damals. Aber auch Viele nicht wissen, was rechts und links ist…
Amen