In seinem Brief an Lazarus Spengler vom 8. Juli 1530 schreibt Martin Luther über die Lutherrose auf dem goldenen Siegelring, der für ihn im Auftrag des Kurprinzen und späteren Kurfürsten von Sachsen, Johann Friedrich des Großmütigen in einer Augsburger Goldschmiede angefertigt worden war:
„Solch Herz aber soll mitten in einer weißen Rose stehen, um anzuzeigen, dass der Glaube Freude, Trost und Friede gibt, und ihn kurzum in eine weiße, fröhliche Rose versetzt. Das geschieht nicht so, wie die Welt Friede und Freude gibt, darum soll die Rose weiß und nicht rot sein. Denn die weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche Rose stehet in einem himmelfarbenen Felde, weil solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang der himmlischen zukünftigen Freude ist, die jetzt wohl schon drinnen einbegriffen und durch Hoffnung erfasst, aber noch nicht offenbar ist.“ (WA.Br 5, Nr. 1628)
Botanisch lässt sich die Lutherrose entweder als Hunds- bzw. Heckenrose (Rosa canina) oder aber als Bibernell-Rose (Rosa spinosissima) bestimmen. Bei beiden haben die Blüten fünf Kronblätter. Dass die Hundesrose auch weiße Blüten ausbilden kann, wird in unserem Pfarrgarten ersichtlich. Da die Hundsrose die mit Abstand häufigste wild wachsende Art der Gattung Rosen in Mitteleuropa ist und ihre bekannten Hagebutten-Früchte rot sind – im Unterschied zu den schwarzen bis purpurschwarzen Hagebutten der Bibernell-Rose – gehe ich davon aus, dass die Lutherrose botanisch betrachtet eine Hunds- bzw. Heckenrose ist.
Die Recherche wurde von Rose Chue veranlasst, die am Lutheran Theological Seminary in Hongkong wohnt und dort eine deutsche Lutherrose aufziehen möchte. Mal sehen, ob aus unserem Hagebuttensamen in Hongkong eine Lutherrose erwächst.