Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns einen neuen Impuls geben:
Freitag, 19. Januar
„Wir haben nichts in die Welt gebracht; darum können wir auch nichts hinausbringen. Wenn wir aber Nahrung und Kleidung haben, so wollen wir uns damit begnügen.“ (1. Timotheus 6, 7 – 8)
Paulus ist genügsam. Er begnügt sich mit Nahrung und Kleidung. Er ist eh unterwegs – oder im Gefängnis. Er weiß, dass er weder bei der Geburt etwas in die Welt bringt, noch bei seinem Tod etwas mitnehmen kann. Er kommt mittellos auf diese Welt und geht wieder mittellos aus dieser Welt. Und das gilt nicht nur für Paulus, sondern für jeden Menschen – für mich und für Dich.
Und zwischen Geburt und Tod?
Nutzen wir da die Zeit um möglichst viele materielle Güter anzuhäufen?
Am Anfang nix, am Ende nix und dazwischen Überfluss?
Kann so das Lebensmotto lauten?
Kann das eine Lebensphilosophie sein, die durchträgt durch alle Lebenssituationen?
Wohin eine solche Einstellung führt, sehen wir täglich, wenn wir mit offenen Augen unsere Welt und unsere Gesellschaft anschauen. Oft ist das Ziel so viel wie möglich aus diesem Leben herauszuholen.
Wenn wir die Verse um unseren heutigen Text herum im Zusammenhang lesen, dann sehen wir, dass Paulus da eine klare Meinung dazu hat und eindeutig Stellung bezieht, wenn er schreibt:
„Nun, ein Leben in der Ehrfurcht vor Gott bringt tatsächlich großen Gewinn, vorausgesetzt, man kann sich – was den irdischen Besitz betrifft – mit wenigem zufrieden geben.
Wer jedoch darauf aus ist, reich zu werden, verfängt sich in einem Netz von Versuchungen und erliegt allen möglichen unvernünftigen und schädlichen Begierden, die dem Menschen Unheil bringen und ihn ins Verderben stürzen. Denn die Liebe zum Geld ist eine Wurzel, aus der alles nur erdenkliche Böse hervorwächst. Schon manche sind vom Glauben abgeirrt, weil sie der Geldgier verfallen sind, und haben dadurch bitteres Leid über sich gebracht.“
(1. Timotheus 6, 6.9-10)
Das Alternativprogramm lautet:
»sich damit zu begnügen, dass man Nahrung, Kleidung und Wohnung hat.«
Ich darf Dinge in meinem Leben genießen, ich darf es mir gutgehen lassen – keine Frage.
Aber darf ich dabei meinen Nächsten vergessen?
Wenn ich mich – wie Manfred Siebald – frage, womit ich das verdient habe, dass ich hier leben darf, dann darf ich nicht vergessen, dass es auf dieser Welt genug Menschen gibt, die aufgrund ihrer Situation nicht leben und nicht sterben können.
Bleibt mir da manchmal nicht – wie Manfred Siebald – der Bissen im Hals stecken?
Gott möchte uns die Augen öffnen, worauf wir in unserem Leben unser Augenmerk richten sollen und wo wir helfen können, um Not zu lindern. Jeder nach seinen Möglichkeiten.
Helmut Haas
Vater im Himmel, du versorgst uns mit Nahrung und Kleidung. Wir kommen mit nichts in diese Welt und verlassen sie auch mit nichts. Öffne du uns die Augen, dass wir erkennen, was für uns dran ist zwischen Geburt und Tod. Lass uns genügsam sein und nicht Geld und Reichtum nachjagen. Schenke du auch, dass wir unseren Nächsten nicht vergessen.
Amen
Lied: Womit hab ich das verdient…