Sonntagsbrief an die Gemeinde zum 24. November 2024

Vöhringen, 23. November 2024

Liebe Mitchristen in der Gemeinde,

Was wäre, wenn uns Gott zur Rede stellte – nicht jeden einzelnen, sondern uns als Gesellschaft hier in Deutschland. Nicht völlig undenkbar, findet sich doch beim Propheten Micha das Volk Israel in einem Rechtsstreit mit Gott wieder: „Mein Volk, was habe ich dir angetan? Und womit habe ich dich ermüdet? Sage gegen mich aus!“ (6,3) Das Volk scheint von seinem Gott genug zu haben; er ist ihnen überdrüssig geworden. Doch Gott lässt sich nicht verdrängen, meldet sich selbst zu Wort.

„Was habe ich Dir getan, Deutschland, dass Du mich nicht länger beachtest …“ In der Tat wissen viele in unserer Gesellschaft nichts mehr mit Gott anzufangen. Wenn Leistungen einem nach eigenem Anspruch zukommen und Dinge nach eigenem Gusto ausgewählt werden, scheint das Leben auch ohne Gott gut zu gehen. Vermeintliche Selbstverständlichkeiten brauchen weder Glaube noch Gebet.

Wo Gott sein Volk zur Rede stellt, ist beim Propheten Micha Unheil angesagt, das all die Selbstverständlichkeiten hinfällig werden lässt: „Um euretwegen wird der Zion umgepflügt zum Feld, und Jerusalem wird zu Trümmerhaufen und der Tempelberg zu überwucherten Höhen!“ (3,12) Ich weiß nicht, was Gott in den kommenden Jahren für uns in Deutschland vorgesehen hat. Ich hoffe und bete, dass junge Menschen und Familien sich neu auf Gott hin ausrichten können.

So bete ich (mit Worten Hans’ Graf von Lehndorff): Komm in unsre stolze Welt, Herr, mit deiner Liebe Werben. Überwinde Macht und Geld, lass die Völker nicht verderben. Wende Hass und Feindessinn auf den Weg des Friedens hin.

Morgen feiern wir um 10.00 Uhr in der Martin-Luther-Kirche mit Vikar Sebastian Ziegler den Predigtgottesdienst zum Ewigkeitssonntag mit Gedächtnis der Verstorbenen. Wir zünden dabei für die namentlich Genannten jeweils ein Licht an der Osterkerze an und platzieren dieses auf dem Taufstein.

HERR, unser Gott, du bringst die Zeiten der Welt zusammen. Was bei uns Vergangenheit ist, hat für dich Zukunft. Den Stein vor dem Grab deines Sohnes hast Du weggehoben – so gehört dem Tod nicht die Ewigkeit. Führe unsere Trauer über die Verstorbenen in deine Verheißung – neuer Himmel und neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. Durch Jesus Christus. Amen.

Gott segne euch und behüte euch. Er bewahre euch vor allen Irrwegen und festige eure Herzen in seiner Liebe.

Euer Jochen Teuffel
Pfarrer

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