Vöhringen, 12. Juli 2025
Liebe Mitchristen in der Gemeinde,
ich staune immer wieder, mit welcher Geduld und Hingabe Menschen bei uns ihre Angehörigen pflegen – ganz selbstverständlich und ohne Klagen. In Familien, Partnerschaften, aber auch Freundschaften übernehmen viele täglich Verantwortung für den anderen, oft über Jahre hinweg. Das passt kaum in das verbreitete Ideal von Selbstverwirklichung. Denn wo man für den anderen in verlässlicher Weise da ist, treten eigene Vorhaben und Pläne zurück.
Wenn Menschen sich selbst zum Wohl eines anderen hingeben, wird sichtbar, was der Apostel Paulus uns zuschreibt: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Galater 6,2). Das alltägliche Dasein füreinander –Begleiten, Berühren, Helfen, Zuhören, auch Zusprechen – findet kaum Beachtung in der Öffentlichkeit. Und doch wird es von Jesus anerkannt: „Was ihr einem dieser meiner geringsten Geschwistern getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40)
Wer im Alltag die Last eines anderen mitträgt, handelt in Jesu Geist und macht dessen Liebe sichtbar. Gerade im Unscheinbaren zeigt sich eine Kraft, die über das Menschliche hinausreicht. Wo Menschen einander auf diese Weise beistehen, wird Gottes Gegenwart erfahrbar. Durch helfende Hände, offene Ohren und barmherzige Herzen wirkt Christus weiter in dieser Welt. Wer trägt, wird nicht ärmer, sondern reicher an Liebe und Menschlichkeit dank Christus.
So bete ich: Himmlischer Vater, Du unser Gott, Deine Güte ist Licht in der Dunkelheit, Deine Liebe wärmt in der Seelenkälte, Deine Barmherzigkeit löst Sündenstarre. So bitten wir Dich: Dein Geist öffne unsere Lebenstür, damit Dein Sohn in unser Herz einziehe und uns im Innersten berühre. Er, unser Heiland in Ewigkeit. Amen.
Morgen, 13. Juli, feiern wir den Wortgottesdienst um 10.00 Uhr in der Martin-Luther-Kirche. Ich predige zu Lukas 6,36-42 („Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, aber den Balken im eigenen Auge nimmst du nicht wahr?“)
Gott segne euch und behüte euch. Er bewahre euch vor allen Irrwegen und festige eure Herzen in seiner Liebe.
Euer Jochen Teuffel
Pfarrer