Sonntag, 4. September
Wir wissen, dass er uns hört. 1.Johannes 5,15
„Gott hört dein Gebet“ lässt uns das gleichnamige Lied singen. Das sollte uns Zuversicht geben, wäre da nicht die Frage: Was können unsere Worte bei Gott bewegen? Hören ist ja noch kein Erhören. Unerhörte Gebete setzt Martin Buber in seinen Erzählungen der Chassidim ins Bild:
Der Baalschem [legendärer Begründer der chassidischen Bewegung im Judentum] blieb einst an der Schwelle eines Bethauses stehen und weigerte sich, es zu betreten. „Ich kann nicht hinein“, sagte er, „es ist ja von Wand zu Wand und vom Boden bis zur Decke übervoll der Lehre und des Gebets, wo wäre da noch Raum für mich?“ Und als er merkte, dass die Umstehenden ihn anstarrten, ohne ihn zu verstehen, fügte er hinzu: „Die Worte, die über die Lippen der Lehrer und Beter gehen und kamen nicht aus einem auf den Himmel ausgerichteten Herzen, steigen nicht zur Höhe auf, sondern füllen das Haus von Wand zu Wand und vom Boden zur Decke.“
Worte, die nicht wirklich für Gott bestimmt sind, fallen auf den Beter zurück. Gott mag sie hören, aber sie gehen ihn nicht wirklich an. Für ein rechtes Beten findet sich in dem jüdischen Buch Shulchan ‘Arukh eine Anweisung, die auch für Christen hilfreich sein kann: Der Betende solle sich vorstellen, er stünde vor Gott wie bei einer königlichen Audienz in einem Thronsaal. So werden die eigenen Worte geordnet und die Gedanken auf das zu Sprechende ausgerichtet, um beim „König aller Könige“ Gehör zu finden.
Jochen Teuffel
HERR Gott, himmlischer Vater, was hast Du schon alles von mir zu hören bekommen? Wie viele Worte waren nur daher gesagt? Ich weiß oft nicht, was ich beten soll. So bitte ich um deinen Geist. Er lasse mich neu als dein Kind entdecken, damit ich mit meinem Verlangen und meinen Bedürfnissen Dir nahe bin. Durch Jesus Christus. Amen.
Als heutige Bibellese ist Psalm 49 vorgesehen.
Zum Abschluss das Lied „Gott hört dein Gebet“ (Kaa 024) zum Anhören und Mitsingen.