Gastfreundschaft gewinnt

Mancher hat im Sommerurlaub selbst Gastfreundschaft erlebt, z.B. wenn die Bauernfamilie einen als Feriengast nach der Ankunft zum Abendessen in die eigene Stube eingeladen hatte. Hinter solch einer Einladung steckt oft mehr als nur eine gefällige Tourismusfreundlichkeit. Wer einen fremden Menschen an den eigenen Tisch bittet, öffnet sich selbst. Ich zeige etwas aus meinem alltäglichen Leben und gewinne Anteil am Leben des anderen.
Unter Christen gilt Gastfreundschaft als Tugend, schließlich heißt es in der Bibel: „Haltet vor allem mit Ausdauer an der Liebe zueinander fest! Denn die Liebe macht viel Schuld wieder gut. Seid gastfreundlich untereinander, ohne euch zu beklagen.“ (1Petrus 4,8f) Bei den Mönchen wird die Gastfreundschaft durch die Regel Benedikts als Christenpflicht eingefordert: „Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus: denn er wird sagen: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen. Allen erweise man die angemessene Ehre, besonders den Brüdern im Glauben und den Pilgern.“
Da sind sie, die eigenen Vorbehalte: Kann ich mein Zuhause dem anderen zumuten? Wie es bei uns aussieht – was denkt der oder was wird er anderen weitersagen? Wenn ich jemand Fremden so nahe an mich heranlasse, habe ich den nicht auf Dauer als Klotz am Bein? Wer aus dem Nichts bei mir aufkreuzt, will der nicht meine Gastfreundschaft für sich ausnutzen?
Reisende und Camper können erzählen, wie aus mancher Gastfreundlichkeit echte Freundschaften geworden sind. Wer sein Leben auf Dauer in den eigenen vier Wänden für sich selbst behalten will, kann nur armselig enden. „Vergesst aber auch die Gastfreundschaft nicht. Denn auf diese Weise haben schon manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen.“ (Hebräer 13,2) Für
jeden von uns hat Gott Menschen vorgesehen, die als seine Boten bei uns auftauchen. Mitunter auf den ersten Blick eine Zumutung, aber der Fremde lenkt meinen Blick auf Gottes Güte – ich öffne, ich höre, ich rede, ich traue, ich gebe, und ich bekomme. Doch gut, dass du bei mir gewesen bist.

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