Freitag, 30. September
Tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache. Psalm 90, 4
Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal den Sekundenzeiger einer Bahnhofsuhr beobachtet haben. Wenn er auf die Zwölf wandert, hält er ein paar Momente inne, bevor er weiterläuft. Er wartet auf das Signal, dass tatsächlich eine Minute verstrichen ist. Das Signal kommt in der Regel per Funk von einer Atomuhr.
Mit einer solchen Uhr wird die genaueste Zeit gemessen. Die Zeit bei einer Atomuhr bestimmen Cäsiumatome in verschiedenen energetischen Zuständen. Die Abweichung während eines Jahres beträgt höchstens 12 – 25 Millardstel Sekunden. Nach dieser Uhr richten sich unsere Funkuhren.
Ist das schon die Zeit? Es ist eine Vorstellung von Zeit. Sozusagen Zeit gleichmäßig entlang eines Zeitstrahls – gemessene Zeit. Es gibt aber auch gefühlte Zeit – sie ist genauso Wirklichkeit. Das ist die Zeit, wenn wir warten und sich die Augenblicke dehnen wie Kaugummi. Es ist die Zeit, wenn wir etwas Schönes erleben und sie gefühlt verfliegt. Es ist die Zeit, wenn wir Gott begegnen und ein kostbarer, heiliger Moment entsteht – ein Moment der Ewigkeit in unserer Zeit.
Für Gott ist unser Zeitstrahl, unsere gemessene Zeit nicht wichtig. Gottes Zeit ist die Ewigkeit, die unsere Zeit, die gemessene und die gefühlte umfasst. Immer wieder kommt er hinein in unsere Zeit und lässt uns etwas von seiner Ewigkeit erfahren. Das geschieht immer dann, wenn wir von seiner Gegenwart berührt werden und wahrnehmen können: Er ist da.
Pfarrerin Kathrin Bohe
Danke Vater, dass Du uns in unserer Zeit nicht alleine lässt, sondern immer wieder kommst und uns mit Deiner Gegenwart berührst. Amen
Bibellese: 2. Chronik 36, 1 – 10
Lied: Komm und lobe den Herrn https://www.youtube.com/watch?v=kf8ybAjnfts