Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns einen neuen Impuls geben:
Sonntag, 5. November
Wer der Gerechtigkeit und Güte nachjagt, der findet Leben, Gerechtigkeit und Ehre. Sprüche 21,21
Wo bleibt die Gerechtigkeit? Im November 1981 wird eine 17jährige Schülerin als Anhalterin vergewaltigt und getötet. Ein damals 22jähriger Tatverdächtiger wird zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt, jedoch in einem Revisionsverfahren freigesprochen. 30 Jahre später wird auf Veranlassung des Vaters des Opfers die Täterschaft des Mannes mittels einer DNA-Untersuchung eindeutig nachgewiesen. Der Vater startet eine Online-Petition, will das Gesetz, das eine zweite Anklage in derselben Sache verbietet, bei Verbrechen wie Mord kippen. Der Bundestag beschließt diesbezüglich einen neuen Paragrafen § 362 Nr. 5 in der Strafprozessordnung. So kommt es zur erneuten Anklage. Der angeklagte Täter legt jedoch Verfassungsbeschwerde ein.
Am Dienstag hat das Bundesverfassungsgericht seiner Beschwerde stattgegeben. Artikel 103 Abs. 3 des Grundgesetzes trifft laut Urteil des Verfassungsgerichts eine Vorrangentscheidung zugunsten der Rechtssicherheit gegenüber der materialen Gerechtigkeit: „Dieses grundrechtsgleiche Recht verbietet dem Gesetzgeber die Regelung der Wiederaufnahme eines Strafverfahrens zum Nachteil des Grundrechtsträgers aufgrund neuer Tatsachen oder Beweismittel.“ Es wird also zu keiner Verurteilung des Täters kommen. Er bleibt lebenslang freigesprochen.
„Wer der Gerechtigkeit und Güte nachjagt, der findet Leben, Gerechtigkeit und Ehre.“ Für den Vater der ermordeten Schülerin scheint sich der biblische Spruch nicht bewahrheitet zu haben, zudem er im Juni 2022 verstorben ist. Wo die vergeltende Gerechtigkeit unter uns Menschen nicht zum Zug kommen kann, steht Gottes Gerechtigkeit noch aus. In Jesus Christus hat er in den Tod eingegriffen. Mit ihm wird den Opfern menschlicher Gewalt wie auch den Tätern wiederaufrichtende Gerechtigkeit widerfahren, die auf Ewigkeit besteht.
Jochen Teuffel
Himmlischer Vater, auf deine Gerechtigkeit hoffen wir, wenn Ungerechtigkeit unser Leben trifft. Deine Wahrheit brauchen wir, wenn Lüge und Täuschung uns in die Irre führen. Deiner Barmherzigkeit vertrauen wir, wenn wir selbst versagen. Mache deine Gerechtigkeit unter uns sichtbar. Durch Jesus Christus. Amen.
Als heutige Bibellese ist Psalm 22,1-22 vorgesehen.
Zum Abschluss das Lied „Sonne der Gerechtigkeit“ (EG 262) zum Anhören und Mitsingen.