Vöhringen, 22. Oktober 2022
Schwestern und Brüder, ihr die Gemeinde,
„So ein scheinheiliger Mensch!“ Mitunter fällt dieser Vorwurf im Gespräch, wenn man auf jemand anderen zu sprechen kommt. Was scheinheilig ist scheint klar zu sein: Ein zu Schau getragener Glaube, der den Mitmenschen nicht gerecht wird: Fromm daherreden und zugleich andere schurigeln – was für eine Scheinheiligkeit. Nun will niemand bei anderen als scheinheilig gelten. Das geht ja auch ganz einfach, wenn man seinen Glauben für sich behält. Wer kann dann da noch bei einem von Scheinheiligkeit sprechen?
Ich mag es, wenn Christen sich „outen“, also sich zu ihrem persönlichen Glauben an Jesus Christus bekennen. Ja, man muss sich dann auch daran messen lassen, inwieweit man seinen Nächsten – also seinen Mitmenschen – wie sich selbst zu lieben vermag. Möglicherweise können andere sagen (oder denken): „Das war aber jetzt nicht wirklich christlich von Dir.“ Und dennoch: Wer es sich zutraut, den eigenen Glauben zur Sprache zu bringen, dessen Gottvertrauen darf wachsen. Wird hingegen der eigene Glaube verschwiegen, kann sich dieser leicht verflüchtigen.
Dem Vorwurf eigener Scheinheiligkeit entgehe ich dadurch, indem ich selbst auf meine eigenen Glaubensschwächen zu sprechen komme. Ja, ich werde immer wieder Gottes Anspruch an mein Tun und mein Verhalten anderen gegenüber nicht gerecht. Aber ich darf darauf vertrauen, dass Jesus Christus durch seinen Tod mich als Sünder leben lässt. Mein Glaube und mein Tun sind nicht perfekt, aber was Jesus Christus für mich getan hat, das ist perfekt.
So bete ich: HERR Gott, himmlischer Vater, in Deiner Hand liegt unser Heil. Nimm uns in Deine Barmherzigkeit hinein, wie in den Schoß einer Mutter. Heile was in unserem Leben heil werden muss. Durch Jesus Christus. Amen.
Am morgigen Sonntag, 23. Oktober, feiern wir um 10 Uhr den Predigtgottesdienst in der Martin-Luther-Kirche. Singfreudige Gemeindeglieder sind schon um 9.30 Uhr eingeladen, um neue Lieder für den Gottesdienst gemeinsam einzuüben. In der Predigt zu Markus 2,1-12 geht es um Aufstehen und Gehen wider die eigene Versessenheit. Schon jetzt der Hinweis auf den Reformationstag am Montag, 31. Oktober, wo Regionalbischof Axel Piper im Gottesdienst um 18.30 Uhr zum Gebot „Du sollst Dir kein Bildnis machen …“ predigen wird.
Es grüßt Euch ganz herzlich
Euer Jochen Teuffel
Evangelischer Pfarrer