Vöhringen, 9. Januar 2021
Schwestern und Brüder, ihr die Gemeinde,
die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
Frei wie ein Vogel – ungebunden und nicht eingesperrt – stellt man sich das eigene Leben vor. Dazu dann noch der Glaube, der einem Flügel verleiht. Das ist jedoch nicht die ganze Wahrheit. Ein vogelfreies Leben kann irgendwann sprichwörtlich der Katze gehören.
Will Glaube nichts weiter als Selbstvertrauen sein, hängt er haltlos in der Luft. So kann er unser Leben nicht wirklich tragen. Es braucht eine feste Grundlage, auf der mein Glaube beruhen kann. Gleichsam in einem Nest gehalten, so sehe ich den Glauben: Nach oben offen, damit er sich erheben kann – nach unten dicht, so dass er sich nicht verliert.
Ein Nest ist durch Zweige gefasst, die miteinander verflochten sind. In das Nest meines Glaubens haben sich über Jahre hinweg Gebete, Bibelworte, Lebenserfahrungen, Gottesdienste, Abendmahl, Lobpreis, ja auch Glaubenssätze und kirchliche Dogmen eingeflochten. Sie alle sind so zusammengefügt (und werden weiter ergänzt), dass sie meinen Glauben an den dreieinigen Gott auch über Zweifel und Lebensängste hinwegtragen.
„Unser Glaube ist Sieg, der die Welt überwunden hat.“ (1Johannes 5,4) Wenn ich im Bild des Glaubensnestes bleibe, stelle ich mir den Baum vor, der das Nest mit all den anderen trägt: Es ist der Baum des Lebens, dessen Stamm mit dem Kreuz Christi verbunden ist. So hat sich Christus uns zugesagt: „Wer siegt, dem werde ich zu essen geben vom Baum des Lebens, der im Paradies Gottes steht.“ (Offenbarung 2,7) Aus dem Vertrauen in Christus tun sich mir paradiesische Aussichten für das eigene Leben und das der anderen auf.
So bete ich: Gott, Du unser Vater, in der Taufe deines Sohnes hast Du den Himmel geöffnet. So hat dein Geist sein Leben erfüllt. Siehe auf uns. Dein Geist durchdringe Gleichgültigkeit und lasse unseren Glauben an Dich wachsen. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Am morgigen Sonntag, 10. Januar, feiern wir den Predigtgottesdienst um 10 Uhr in der Martin-Luther-Kirche. In der Predigt wird es um den Satz gehen: „Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat …“
Wir suchen nach neuen Möglichkeiten, wie wir in dieser kontaktarmen Zeit mit Kindern und deren Familien Gottesdienst feiern können. Nachdem an Heilig Abend der Weihnachtsweg für Familien sehr geschätzt wurde, planen wir in ähnlicher Weise für Ostersonntag einen Osterweg.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Es grüßt Euch ganz herzlich
Euer Jochen Teuffel
Evangelischer Pfarrer