Sonntagsbrief an die Gemeinde zum 13. Oktober 2024

Vöhringen, 12. Oktober 2024

Liebe Mitchristen in der Gemeinde,

In manchem Trauergespräch würde ich mir sie wünschen – versöhnliche Worte am Ende eines Geschwisterzwistes. Mich schmerzt es, wenn Entzweiung und Zerwürfnisse in Familien zur Sprache kommen und dann auch noch Kinder einer Verstorbenen oder deren Geschwister bei der Beisetzung fehlen. Wie tief sich Neid, Eifersucht, Nachlässigkeit und wohl auch Egoismus in Seelen einnisten können.

Die Josephsgeschichte in Buch Genesis (Kapitel 37-50) bringt es zutage, wie weit ein Bruderneid gegenüber einem Träumer gehen kann. Am Ende sind es elf Brüder, die nach dem Tod des Vaters Jakob in Ägypten auf Gedeih und Verderb ihrem einst misshandelten Bruder Joseph ausgeliefert sind. Anstelle einer Abrechnung vermag er ihnen jedoch zu vergeben: „Ihr zwar habt Böses gegen mich geplant, Gott aber hat es zum Guten gewendet.“ (1.Mose 50,20)

Wer anderen zu vergeben weiß, zeigt sich zugleich mit seiner eigenen Lebensgeschichte versöhnt. Eine solche Versöhnung entdecke ich im Glauben an den dreieinigen Gott. Er hat für mich einen Lebensweg vorgesehen, der auch dort nicht endet, wo andere mich enttäuscht oder gar verletzt haben. Wo Jesus Christus – der gute Hirte – sich mir zukehrt, muss ich mich nicht von anderen abkehren. Was geschehen ist, lässt sich oft nicht korrigieren. Aber warum nicht gemeinsam miteinander neu anfangen.

So bete ich: HERR Gott, himmlischer Vater, was hast Du Dir gedacht, als ich gebildet und geboren wurde. Über die Zufälle des Lebens – ob gut oder böse – kann ich selbst nicht hinwegsehen. Wecke in mir das Vertrauen, dass mein Lebensweg trotz Entgegnungen und Widerständen zu Dir führt. Dein Sohn Jesus Christ sei mir Weg, Wahrheit und Leben. Amen.

Morgen werde ich im Predigtgottesdienst um 10.00 Uhr in der Martin-Luther-Kirche mit der Predigtreihe „Unangenehme Wahrheiten“ beginnen. Das Thema lautet „Wir werden verlieren …“ Ich nehme dabei Bezug auf das aktuelle Buch „Verlust. Ein Grundproblem der Moderne“ des Kultursoziologen Andreas Reckwitz.

Ich erinnere an die anstehende Wahl zum Kirchenvorstand am Sonntag, 19. Oktober. Das Wahllokal ist von 11 bis 12 Uhr im Gemeindehaus geöffnet. Eine Briefwahl muss bis dahin erfolgt sein.

Der dreieinige Gott segne euch und behüte euch. Er bewahre euch vor allem Übel und festige eure Herzen in seiner Liebe.

Euer Jochen Teuffel
Pfarrer

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