Vöhringen, 24. August 2024
Liebe Mitchristen in der Gemeinde,
Freigebigkeit ist eine besondere Tugend. Beim wem sie zum Vorschein kommt, der kann sich glücklich schätzen. Schließlich zeigt sich darin das eigene Vermögen. Wer geben kann ist kein Habenichts. Wichtiger jedoch ist die Freiheit, die in der eigenen Freigebigkeit hervortritt: Ich bin so frei … und halte mich nicht an dem fest, was ich mein Eigen nenne. Ich rechne nicht nach, was mir noch bleibt oder eigentlich zusteht.
In der Apostelgeschichte wird uns das Zusammenleben von Christen wie in einer Ehe ohne Gütertrennung vorgestellt. „Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam.“ (4,32) „Meins“ und „deins“, „seins“ und „ihres“ – all die besitzanzeigenden Fürwörter in ihrer Einzahl sind gleichgültig geworden.
So bringt es Martin Luther zur Sprache: „Ich glaube, dass in dieser Gemeinde oder Christenheit alle Dinge gemeinsam sind. So gehören die Güter eines jeden auch dem anderen und niemandem ist etwas zu eigen.“ (Eine kurze Form des Glaubens, 1520)
Der Verzicht auf das Eigene erwächst aus der Zuversicht des Glaubens: Unter der „Knechtschaft der Vergänglichkeit“ vermag ich irdisches Hab und Gut nicht für mich zu behalten. Jesus Christus auferstanden von den Toten hat für uns das himmlische Erbe beim Vater vorgesehen. Gottes Geist lässt mich in der „herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“ (Römer 8,21) leben. Was ich anderen zukommen lasse und worauf ich selbst verzichten kann, gibt mir die Würde eines „Miterben Christi“ (Römer 8,17).
So bete ich: Himmlischer Vater, Du unser Gott, Himmel und Erde sind das Werk Deiner Hände. Was wir täglich zum Leben brauchen, siehst Du für uns vor. Öffne unsere Herzen, dass wir zum Nächsten finden. Öffne unsere Hände, dass wir miteinander teilen, was uns gemeinsam anvertraut ist. Durch Jesus Christus. Amen.
Morgen feiern wir wegen der Ferienregelung (bis 8. September) schon um 9.30 Uhr den Predigtgottesdienst mit Lektor Thomas Reiner in der Martin-Luther-Kirche.
Gott segne euch und behüte euch. Er bewahre euch vor allen Irrwegen und festige eure Herzen in seiner Liebe.
Euer Jochen Teuffel
Pfarrer