Vöhringen, 5. April 2025
Liebe Mitchristen in der Gemeinde,
in diesen Tagen gehen mir Worte Dietrich Bonhoeffers nach, die dieser im August 1944 im Gefängnis Berlin-Tegel geschrieben hatte: „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere ist. Sie muss an den weltlichen Aufgaben des menschlichen Gemeinschaftslebens teilnehmen, nicht herrschend, sondern helfend und dienend. Sie muss den Menschen aller Berufe sagen, was ein Leben mit Christus ist, was es heißt, ‚für andere da zu sein‘.“
Wenn von Kirche die Rede ist, meint Bonhoeffer nicht etwa eine Institution „Kirche“, sondern uns Christen in der Gemeinschaft der Gläubigen: „Es gibt aber kaum ein beglückenderes Gefühl als zu spüren, dass man für andere Menschen etwas sein kann. Dabei kommt es gar nicht auf die Zahl, sondern auf die Intensität an. Schließlich sind eben die menschlichen Beziehungen doch einfach das Wichtigste im Leben. Gott selbst lässt sich von uns im Menschlichen dienen. Alles andere ist der Hybris sehr nahe.“
Jesus Christus spricht sich uns zu: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“(Matthäus 20,28) Für andere Menschen darf ich im Sinne Jesu da sein. Mit Worten Bonhoeffers: „Glaube ist das Teilnehmen an diesem Sein Jesu. (Menschwerdung, Kreuz, Auferstehung.) Unser Verhältnis zu Gott ist kein ‚religiöses‘ zu einem denkbar höchsten, mächtigsten, besten Wesen – dies ist keine echte Transzendenz –, sondern unser Verhältnis zu Gott ist ein neues Leben im ‚Dasein-für-andere‘, in der Teilnahme am Sein Jesu. Nicht die unendlichen, unerreichbaren Aufgaben, sondern der jeweils gegebene erreichbare Nächste ist das Transzendente.“
Vor 80 Jahren, am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer auf Befehl Adolf Hitlers im Konzentrationslager Flossenbürg am Galgen hingerichtet. Die Worte, die Bonhoeffer im September 1944 in einem Gedicht Mose zugeschrieben hat, können auch seinen Dienst zur Sprache bringen: „Sinkend, Gott, in deine Ewigkeiten / seh’ mein Volk ich in die Freiheit schreiten. / Der die Sünde straft und gern vergibt, / Gott, – ich habe dieses Volk geliebt. / Dass ich seine Schmach und Lasten trug / und sein Heil geschaut – das ist genug.“
So bete ich: Allmächtiger, ewiger Gott, Dein Recht lässt kein Unrecht gelten. So hat Dein Sohn das Todesurteil auf sich genommen und am Kreuz die Sünde gerichtet. Schaffe in uns ein empfindliches und gnädiges Herz, damit wir unseren Mitmenschen guttun. Durch Jesus Christus, unsern Herrn. Amen.
Am morgigen Sonntag, 6. April, feiern wir in der Martin-Luther-Kirche um 10.00 Uhr den WegweiserGottesdienst. Helmut Haas wird zum Thema predigen: „Die Passion Jesu – ein Betriebsunfall oder ein Fall für mich?“
Gott segne euch und behüte euch. Er bewahre euch vor allen Irrwegen und festige eure Herzen in seiner Liebe.
Euer Jochen Teuffel
Pfarrer