Am Sonntag Kantate, 7. Mai, habe ich über Musik gepredigt. Hier eine Zusammenfassung:
„Nehmt Gottes Melodie in euch auf!“ Über die Musik der Schöpfung und das Lied des Lammes
„Ich liebe die Musik, weil sie ein Geschenk Gottes und nicht der Menschen ist, weil sie die Seelen fröhlich macht, weil sie den Teufel verjagt, weil sie unschuldige Freude weckt und weil sie in der Zeit des Friedens herrscht.“ Martin Luthers Worte lassen sich wissenschaftlich belegen: Vor allem klassische Musik wirkt sich positiv bei Ängsten, Depressionen, Schmerzen, Stress, Schlafstörungen sowie Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems aus; sie steigert zudem die Konzentration, Gedächtnis, Kreativität sowie Tatkraft und stärkt das Immunsystem.
Für Martin Luther hat Gottes Schöpfung selbst Musik: „Die Musik ist vom Anfang der Welt an den gesamten Geschöpfen, jedem einzelnen und allen zusammen, mitgegeben und mit ihnen geschaffen worden. Denn es gibt nichts ohne Klang und Rhythmus.“ So sollen wir vor Gott mit unseren Stimmen selbst zu Wort kommen. Wird das Gotteslob gesungen, öffnet sich der Himmel über uns.
Freilich können wir nicht alles, was uns auf der Erde vor Augen ist, in den Himmel loben. Gewalt und Ungerechtigkeit lassen sich nicht schönreden und schon gar nicht schönsingen. Um den dreieinigen Gott von Herzen zu loben und zu preisen müssen wir mit Erlittenem und Zerbrochenem, ja mit der Sünde zurechtkommen. Dazu noch einmal Luther: „Dem Herrn singen heißt nicht immer fröhlich sein und sich freuen, vielmehr ist das neue Lied das Lied vom Kreuz, das heißt Gott loben mitten in Anfechtungen, ja gar mitten im Tode, und ihn in solche Erfahrungen hineinziehen.“
Das Lied vom Kreuz entspricht dem Lied des Lammes, das im Himmel gesungen wird: „Du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen.“ (Offenbarung 5,9) Am Kreuz erweist sich Jesus von Nazareth als „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“ (Johannes 1,29) In ihm richtet der Schöpfer die Schöpfung neu auf sich aus:
„Ja, siehe, ich erschaffe einen neuen Himmel / und eine neue Erde.
Man wird nicht mehr an das Frühere denken, / es kommt niemand mehr in den Sinn.
Vielmehr jubelt und jauchzt ohne Ende / über das, was ich erschaffe!
Denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zum Jauchzen / und sein Volk zum Jubel.“
(Jesaja 65,17f)
Damit menschliches Leid, Sünde und Tod mit Jesu Tod am Kreuz und seiner Auferweckung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde hin verbunden sind, braucht es eine göttliche Melodie, die kein Mensch zu komponieren weiß. Dazu schreibt Ignatius von Antiochien:
„Nehmt Gottes Melodie in euch auf! So werdet ihr alle zusammen zu einem Chor, und in eurer Eintracht und zusammenklingender Liebe ertönt durch euch das Lied Jesu Christi. Das ist das Lied, das Gott, der Vater, hört – und so erkennt er euch als die, die zu Christus gehören.“ (An die Epheser 4,2)
Gut, wenn in der Kirche Gottes Melodie immer wieder neu gesungen wird, heißt es doch zurecht im Volksmund: „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder.“
Jochen Teuffel