„Krone des Lebens“ – Impulse in der Woche, die zusagen und herausfordern – 21. April 2023

Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns einen neuen Impuls geben:

Freitag, 21. April

„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ (2. Mose 20, 16)

Wer heute vor Gericht nachweislich eine Falschaussage macht, der wird hart bestraft.

Im StGB heißt es unter § 153:

»Wer vor Gericht […] uneidlich falsch aussagt, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.«

Wer einen Meineid vor Gericht leistet, landet noch länger im Gefängnis.

Laut § 154 des StGB heißt es zu Meineid:

»Wer vor Gericht […] falsch schwört, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft.«

Was heute vor unserer Gesetzgebung strafbar ist, ist auch in Gottes Augen eine Verfehlung. Zur Zeit, als das Volk Israel die 10 Gebote von Gott erhielt, gab es keine Gerichtsbarkeit wie wir sie heute in unserem Rechtsstaat kennen. Wenn bei einer Rechtsstreitigkeit keine klaren Verhältnisse herrschten, so wurde unter Anhörung von Zeugen der Rechtsstreit beispielsweise im Stadttor durch Älteste, Führer oder Könige entschieden. Am bekanntesten dürfte das sprichwörtliche salomonische Urteil sein (1. Könige 3, 16 – 28).

Falschaussagen konnten hier zu Fehlurteilen führen und unschuldigen Menschen die Existenzgrundlage oder unter Umständen das Leben kosten – auch dafür gibt es Beispiele in der Bibel (1. Könige 21, 1 – 16). Daher war es für das menschliche Zusammenleben und den Zusammenhalt des Volkes von entscheidender Bedeutung, dass „im Stadttor“ kompromisslos die Wahrheit gesagt werden musste.

Scheint nun das Gebot in erster Linie als Schutz vor Fehlurteilen bei Rechtsstreitigkeiten zu sein, so geht die Bedeutung doch tiefer. Es geht um gegenseitiges Vertrauen in der Gesellschaft. Wenn keiner mehr dem anderen trauen kann, wenn das Wort zum Mittel wird, die Wahrheit zu verbergen, dann bricht nicht nur das Recht zusammen, sondern dann versinkt die Gemeinschaft im Chaos – damals wie heute. Dann gilt das Recht des Stärkeren, dann herrscht Misstrauen und Argwohn.

Daher ist uns als Jesu Nachfolger nicht nur die Falschaussage vor Gericht durch dieses Gebot verwehrt, sondern auch die Unwahrheit gegenüber dem, der ein Recht auf Wahrheit hat und auf sie angewiesen ist, um vertrauen und dadurch leben zu können. Meineid, Verleumdung, Lüge, Mobbing – sie sollten uns fremd sein und nicht zu unserem Repertoire gehören. Wenn wir den Mund aufmachen, dann sollte Wahrheit heraus kommen – Wahrheit, die Vertrauen und Frieden schafft. Und nicht Unwahrheit, die Vertrauen und Beziehungen zerstört.

Aber Wahrheit sollte deshalb gepaart sein mit Liebe. Ich kann auch herzlos und verletzend dem Anderen die Wahrheit ins Gesicht schleudern.

Bevor wir den Mund aufmachen, sollten wir überlegen was und wie wir es sagen. Es sollte immer in Liebe geschehen und der Wahrheit entsprechen – heute, morgen und jeden Tag.

Durch Liebe erfüllen wir die Gebote Gottes – auch das unseres heutigen Losungstextes.

Helmut Haas

Vater im Himmel, du willst, dass ich die Wahrheit sage, wenn ich den Mund aufmache. Auch dann, wenn ich daraus für mich keinen Vorteil herausschlagen kann. Dir geht es um ein friedliches und liebendes Miteinander deiner Geschöpfe. Dafür möchte auch ich mich einsetzen. Hilf du mir dabei.

Amen

Lied: Gnade und Wahrheit…

Veröffentlicht in Tagesimpulse.