Sonntagsbrief an die Gemeinde, 11. September 2022

Vöhringen, 10. September 2022

Schwestern und Brüder, ihr die Gemeinde,

Die Regel ist mit sechs Worte gesagt: „Wie du mir, so ich dir.“ So wird Vergeltung ja im Alltag positiv praktiziert: Tust Du mir einen Gefallen, dann vergelte ich Dir das mit etwas Gutem. Im negativen Sinne heißt es dagegen jemandem sein Fehlverhalten mit gleicher Münze heimzuzahlen.

Im Namen der Gerechtigkeit sind wir auf Ausgleich bedacht: Wie du mir, so ich dir. Und doch lassen sich damit zwischenmenschliche Konflikte meist nicht lösen. Denn in Sachen Vergeltung macht jeder seine eigene Rechnung auf. So stehen zwei Gleichungen ungleich gegeneinander. Und am Ende muss mitunter ein Gericht entscheiden.

Der Apostel Paulus fordert uns heraus, wenn er schreibt: „Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.“ (Römer 12,17) Wir sollen keine negative Vergeltung üben, sondern stattdessen dem anderen Gutes erweisen. Meint der Apostel das ernst? Schnell kommt einem da die Nachgiebigkeit in den Sinn. Aber das meint Paulus nicht, wenn er folgende Anweisung hinzufügt: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Römer 12,21) Ungutes und Böses sollen also nicht hingenommen, sondern überwunden werden. Dazu hat das Gute – so es in Gottes Sinne ist – eine schöpferische Kraft, die dem Destruktiven, also dem Zerstörerischen überlegen ist.

Wo ich dem anderen mit Gutem widerstehe, kann er es mir nicht länger mit Bösem vergelten. Ansonsten verliert er seine eigene Gerechtigkeit. So muss er sich also gegenüber dem Guten positiv verhalten, womit der Konflikt nicht fortgesetzt werden kann. Widerstand der Güte lässt es sich benennen, wozu Paulus uns anweist. Kein einfacher Weg. Er braucht das eigene Vertrauen in Gott, dass dieser über all die Konflikte hinweg das Gute durchsetzen wird.

So bete ich: Gott, unser Vater, Du hast alle Menschen zu Deinem Ebenbild geschaffen. So sind wir einander gleichgestellt. Öffne unsere Augen und unser Herz für das Gute, dass wir unseren Mitmenschen geben können. Darum bitten wir durch Jesus Christus. Amen.

Am morgigen Sonntag, 11. September, feiern wir den Gottesdienst in der Martin-Luther-Kirche um 9.30 Uhr. In der Predigt zu Lukas 10,25-37 geht es um die Geschichte vom barmherzigen Samariter und der Frage: „Wer ist mein Nächster?“ Außerdem wird Sebastian Ziegler als Lehrvikar im Gottesdienst eingesegnet. Im Anschluss daran gibt es noch einen kleinen Stehempfang.

Am Mittwoch, 14. September beginnt um 19 Uhr der erste von vier Gesprächsabenden „Fragen an die Bibel“: Wer hat das eigentlich aufgeschrieben? Und ist es wirklich so geschehen wie erzählt? Wir treffen uns dazu im UG unseres Gemeindehauses.

Es grüßt Euch ganz herzlich

Euer Jochen Teuffel
Evangelischer Pfarrer

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