Sonntagsbrief an die Gemeinde, 26. März 2023

Vöhringen, 25. März 2023

Liebe Mitchristen in der Gemeinde,

Kinderglaube hat seine eigenen Vorstellungen: Gott wohnt im Himmel über den Wolken, dort wo ja nach Reinhard Mey „die Freiheit wohl grenzenlos sein“ muss. Was nach „himmelweit entfernt“ klingen mag, birgt zugleich eine Vorstellung von göttlicher Gegenwart. Vom Himmel aus kann Gott gleichermaßen allen Erdbewohnern nahe sein. Man muss ja nur den Himmel über einem in den Blick nehmen: Von dort oben aus sieht Gott dich und mich. Würde er hingegen auf der Erde an einem ganz bestimmten Ort – der Tempel in Jerusalem – wohnen, könnte er ja Menschen an anderen Orten nicht zugegen sein. Um Gott nahezukommen müsste man sich auf eine Pilgerreise begeben.

Als Jesus in Jerusalem einzieht, besucht er den Tempel. Auch wenn er dort nicht betet, sieht er ihn als das Haus seines Vaters (vgl. Johannes 2,16) an. Und doch geschieht das, was unser Leben heil werden lässt, nicht in diesem Gotteshaus, sondern draußen vor der Stadt auf einem kahlen, schädelförmigen Felsen namens Golgota. Dort wird das Kreuz aufgerichtet, an dem Jesus sein Leben für unsere Sünden hingibt. Nicht im Himmel, sondern auf Erden entscheidet sich unser Heil.

Gott ist im Himmel und du auf Erden“ (Prediger 5,) – das mag mitunter so klingen, als wäre er über irdische Dinge erhaben, als stünde er über all den Konflikten hier auf der Erde. Doch dem ist nicht so: Gott ist vom unschuldigen Tod seines Sohnes am Kreuz so eingenommen, dass er sich nicht von Unrecht, Schmerz und Leid in unserer Welt distanziert. Nicht an einem besonderen Wohnort, sondern in dem, was mit Jesus Christus geschehen ist, kommt er unserem Leben ganz nahe. Tränen, Schmerzen Wehklage, Freudenschreie und Seufzer der Erleichterung – sie alle berühren ihn, so dass er zum Guten handeln wird.

So bete ich: Allmächtiger, ewiger Gott, Dein Recht lässt kein Unrecht gelten. So hat Dein Sohn das Todesurteil auf sich genommen und am Kreuz die Sünde gerichtet. Schaffe in uns ein reines Herz, dass wir unseren Mitmenschen gerecht werden. Durch Jesus Christus, unsern Herrn. Amen.

Am morgigen Sonntag, 26. März, feiern wir um 10 Uhr in der Martin-Luther-Kirche den Predigtgottesdienst.

Am kommenden Samstag, 1. April, findet um 19 Uhr in der Pfarrkirche St. Michael in Vöhringen der musikalische Adonai Kreuzweg mit Band und Chor statt. In Verbindung mit tiefgreifenden Texten und berührender Musik werden die einzelnen Stationen von der Verurteilung bis zum Tod Jesu eindrücklich dargestellt. So möchte dieser Kreuzweg die grenzenlose Liebe Gottes und das Leiden Jesu uns nahebringen und uns auf Ostern einstimmen.

Gott segne euch und behüte euch.

Euer Jochen Teuffel
Pfarrer in Vöhringen

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