Vöhringen, 3. Februar 2024
Liebe Mitchristen in der Gemeinde,
Letzte Woche hat eine Forschungsstudie zum sexuellen Missbrauch in der evangelischen Kirche und in der Diakonie (ForuM) Schlagzeilen gemacht. Anders als man es innerkirchlich wahrhaben wollte, hat es auch in der evangelischen Kirche durch – meist verheiratete – Pfarrer zahlreiche Missbrauchsfälle gegeben, die mehrheitlich Mädchen und jungen Frauen betroffen haben. Betroffenen wurde unzureichend Gehör geschenkt, Täter mitunter geschützt. Der Machtstatus von Pfarrern und die Selbstschutzmechanismen der kirchlichen Organisation haben dem Missbrauch zugearbeitet. So sind auch in unserer Kirche Menschen seelisch und körperlich verwundet und in ihrem Vertrauen bitter enttäuscht worden.
Man muss doch vergeben können, heißt in der Kirche und verweist dabei auf Jesus. Einer ehebrüchigen Frau, die von der Todesstrafe bedroht ist, hat dieser zugesprochen: „Auch ich verurteile dich nicht.“ (Johannes 8,11) Aber da ist ein entscheidender Unterschied: Weder Jesus noch die Männer, die auf eine Verurteilung aus gewesen sind, sind von einer Verfehlung selbst betroffen. Vergebung und Verzeihung kann von Betroffenen nicht eingefordert werden. Stattdessen gelten Jesu Worte der Kirche und damit auch mir: „Sündige von jetzt an nicht mehr!“ Die evangelische Kirche muss sachgerechte Vorkehrungen treffen, wie zukünftige Missbrauchsfälle vermieden bzw. im Sinne von Betroffenen nachverfolgt werden können.
Falls Sie selbst von einem Missbrauchsfall innerhalb der Kirche betroffen sind (egal wie lange her) und Sie zu mir das nötige Vertrauen haben, bitte ich darum, mich persönlich zu kontaktieren. In einem vertraulichen Gespräch können wir gemeinsam darüber reden, welche Schritte Sie unternehmen können und wie ich Ihnen dabei behilflich sein kann. Sie bestimmen dabei, was ich wem mitteilen darf und was ich für mich zu behalten habe.
So bete ich: Herr Jesus, Licht der Welt, auch in deiner Kirche findet sich Dunkles, was Menschen anderen angetan haben. Treibe Du die Finsternis aus, behüte uns vor Blindheit. Reiche uns Deine Hand, damit wir den Weg Deiner Gerechtigkeit gehen. Amen.
Am morgigen Sonntag, 4. Februar, feiern wir um 11.00 Uhr den WegweiserGottesdienst in der Martin-Luther-Kirche zum Thema „Wenn das Volk murrt … hat man da noch Töne?“. Zeitgleich findet der KinderWegweiser im Gemeindehaus statt.
Gott segne euch und behüte euch. Er bewahre euch vor allen Irrwegen und festige eure Herzen in seiner Liebe.
Euer Jochen Teuffel
Pfarrer