Vöhringen, 17. Februar 2021
Schwestern und Brüder, ihr die Gemeinde,
Gnade und Friede von Gott Vater und Christus Jesus, unserem Heiland!
Als Joe Biden, der jetzige US-Präsident, im Mai 2015 auch noch seinen Sohn Beau durch einen tödlichen Hirntumor verlor, klebte seine Frau Jill an den Badezimmerspiegel einen Zettel mit folgendem Spruch: „Der Glaube sieht am besten im Dunkeln.“ Er stammt vom dänischen Philosophen Søren Kierkegaard und liest sich im Zusammenhang wie folgt: „Wenn die Klugheit in der dunklen Nacht des Leidens keine Handbreit vor sich sehen kann, da kann der Glaube auf Gott sehen; denn der Glaube sieht am besten im Dunkeln.“
Heute an Aschermittwoch beginnt die vierzigtägige Fastenzeit, die uns auf Ostern hinführt. Sie verheißt keine glänzenden Aussichten. In ihr zeigt sich Dunkles, das wir mit unserem Augenlicht nicht durchdringen können. Was das Dunkel uns jedoch ermöglichen kann, ist die Besinnung auf uns selbst.
Da stellen sich die grundlegenden Fragen: Was ist mit meinem Leben – und mit meinem Tod? Was ist mit meinem Lebensweg – und mit meinen Verfehlungen? Was ist mit meiner Treue – und meinen Untreuen? Was ist mit meinem Leib und meiner Seele – und was droht mir als Krankheit?
Dunkelheit ist nicht leicht auszuhalten. Und doch bewahrheitet sich Kierkegaards Spruch: „Der Glaube sieht am besten im Dunkeln.“ Denn Glaube ist mehr als ein Selbstvertrauen, das immer wieder neu erschüttert wird. Der Glaube findet im Dunkeln hörend zu Jesu Zusage: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matthäus 28,20) Lasst uns mit dieser Zusage diese Passions- und Fastenzeit durchschreiten auf das Licht seiner Auferstehung hin.
So bete ich: Himmlischer Vater, Du unser Gott, dein Sohn hat in seinem Lebens- und Sterbensweg Dir allein vertraut. Sei mit deinem Wort bei uns und gib uns deinen Geist, dass wir auf Dich trauen in Anfechtung und Zweifel. Durch Jesus Christus. Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Es grüßt Euch ganz herzlich
Euer Jochen Teuffel
Evangelischer Pfarrer